Ein provokanter, unglaubwürdiger Titel?

Nicht für die Autorin Cordula Hamann, in Literaturkreisen bekannt für ihre Thriller, Kriminalromane und dramatischen Familiengeschichten. Für ihren 2019 erschienen Thriller „Der Untergrund- 

Im Visier des Sandkartells“ * recherchierte sie seit 2013 zu einem Thema, das bislang kaum in unser Bewusstsein eingedrungen ist: der legale und illegale Abbau von Sand, der nach dem Wasser der meist verbrauchteste Rohstoff auf unserem Planeten ist.
Cordula Hamann lebt seit 2007 wechselnd in Berlin und an der Costa del Sol, wo sie seit 2019 in einer Vortragsreihe die Problematik des Sandabbaus mit erschreckenden Aussagen darstellt und die Leichtigkeit der Gedanken „Sand wie Sand am Meer“ widerlegt.

„Sand in Form seines Quarzgehalts Silizium begegnet uns überall. Glas, Computer, Waschmittel, Kosmetik, Handys … Der größte Sandschlucker aber ist die Bauindustrie“. 

Doch die abbaubaren Sandreserven gehen zu Ende und mit dem reichlich vorhandenen Wüstensand kann man weder Beton herstellen noch neues Land aufschütten. Gerade hier an der Costa del Sol müsste die Sandproblematik ein hochaktuelles Thema sein. Was würde aus dieser Region, wenn die Touristen wegblieben, weil wir die Strände seit Jahrzehnten systematisch zerstören: durch unsere Baupolitik und den unzureichenden Küstenschutz. 

Um die Brisanz des Themas zu verstehen, ist es wichtig, die Materie Sand zu kennen:
Sand hat faszinierende Fähigkeiten. Unter anderem kann er die auf ihn wirkenden Kräfte durch Veränderung seines Volumens und Dichte auffangen (Dilatanz). Jahrtausendelang haben die Strände und Dünen diese Fähigkeiten genutzt, sich bei Sturm und starken Wellen weiter auf das Land zurückzuziehen, sich sozusagen in Sicherheit zu bringen. 

Wenn der Sand nicht zuvor auf Beton stößt! 

Den Beton unserer Küstenstraßen, den Beton unserer Luxusvillen in erster Standlinie, den Beton unserer Städte und Urbanisationen, die wir in den letzten Jahrzehnten immer dichter an den Strand gebaut haben. Unmöglich, sich zurückzuziehen, wird der Sand unweigerlich mit ins Meer gerissen. 

Und Sandaufschüttungen als Lösung? Nein, denn jedes „Loch», das die Schiffe am Meeresboden ausgebaggert haben, füllt sich wie von selbst wieder, weil sich Sand nicht nur wie ein fester Körper verhält, sondern auch wie eine Flüssigkeit. Die oberen Lagen rieseln in die ausgebaggerten Bereiche nach. Zentimeter für Zentimeter wird der Strand wieder in Richtung Meer abgebaut. Weltweit befinden sich so 80 bis 90 % der Strände auf dem Rückzug. Über 24 Inseln sind auf diese Weise sogar komplett von der Weltkarte verschwunden. 

Wir müssen etwas verändern!

Genau dafür kämpft mit beispiellosem Engagement die vor 15 Jahren von der Schweizerin Susanne Stamm Joho und ihrem Mann Fernando Piquer Villarroel gegründete Dünenschutzorganisation ProDunas. 

Sie setzt sich für den Erhalt der Strände und Dünen Marbellas ein. Informationsaustausch, Zusammenarbeit mit Schulen, Führungen in diesem so wichtigen ökologischen Dünengürtel, Reinigung von invasiven Pflanzen sind nur einige ihrer Aktionen. ProDunas hat diverse Auszeichnungen erhalten und ist mit ihren Lösungsvorschlägen und Strategien zur Verbesserung des Küstenschutzes unter Berücksichtigung des Klimawandels erst kürzlich von der Europäischen 

Kommission für Strukturreform eingeladen worden, diese vorzustellen (www.produnas.org/de).

*ISBN 3946734715, Verlag Edition Krimi – www.cordulahamann.de

Text: Cordula Hamann/Marga Lange  
Foto: ProDunas/Marga Lange