Spanien als Urlaubs- und Reiseland profitiert seit den Krisen in unsicheren Urlaubsländern vom Ansturm der Touristen. Ausgebuchte Hotels über die Saison hinaus sind deshalb keine Seltenheit. Und somit erfreuen sich die privaten Vermietungen von Wohnungen und Häusern wachsender Beliebtheit, was man grundsätzlich als positiv betrachten kann, wenn da nicht die Gier der Vermieter etwas aus dem Ruder laufen würde. In fast allen Touristenzielen, ob es nun die Balearen, Kanaren oder das spanische Festland ist, überall macht sich Unmut breit über überhöhte Mietpreise für teilweise auch minderwertigen Wohnraum. Allein das Zentrum Málagas an der Costa del Sol verlor innerhalb der vergangenen 15 Jahre 10.000 Bewohner. Nur noch 5000 Malagueños leben hier. 1700 Wohnungen werden auf Onlineplattformen feilgeboten; fast die Hälfte davon, wie in anderen Städten Spaniens, illegal. In Touristenzentren kommt ein weiteres Problem für diejenigen hinzu, die Arbeit haben: Sie finden keine bezahlbaren Wohnungen mehr. Der Grund: Aus Wohnraum, der tageweise an Touristen vermietet wird, lässt sich viel mehr Rendite erwirtschaften als durch langfristige Mietverträge mit Ortsansässigen. Ein Problem, unter dem auch die Bewohner in beliebten Städtereisezielen, wie Barcelona, Madrid und Valencia, leiden. Die hohe Auslastung der Unterkünfte schafft Arbeitsplätze – aber was für welche: Es handelt sich um zeitlich stark begrenzte Jobs in der Dienstleistungsbranche, die im untersten Tarifbereich liegen. Laut Statistik beträgt der spanische Mindestlohn derzeit 4,29 Euro pro Stunde. In den Innenstädten und Ferienhochburgen geben Familien inzwischen rund 70 Prozent des Einkommens für die Miete aus. Laut einer Amnesty-International-Studie ist Spanien das EU-Land, in dem die Mietausgaben am stärksten gestiegen sind. Gesetzliche Instrumente zur Preisregulierung fehlen. Die Mietpreise entsprechen denen einer Immobilienblase. Die Modifizierung des Tourismusgesetzes, das die Ferienvermietung in Wohnungen untersagt, hat kaum etwas gebracht, und so geschieht es alle Jahre wieder, dass zum Beispiel auf Ibiza die dort lebende und arbeitende Bevölkerung ihre Wohnung zu Saisonbeginn verliert, keinen bezahlbaren Wohnraum findet und stattdessen bis zu 500 € im Monat dafür bezahlt, um auf einem Balkon oder Terrasse zu schlafen, weil der Wohnungsbesitzer die Wohnung kurzfristig für bis zu 1500 € in der Woche an Touristen vermietet. Es machen sich Proteste breit bei der Bevölkerung. Touristen werden teilweise mit Plakaten wie „Go home“ oder „Tourismus tötet unsere Bezirke» empfangen, die Parolen wurden in der Nähe von Sehenswürdigkeiten auf Wände gesprayt oder bei Kofferdemonstrationen von Nachbarschaftsvereinen hochgehalten, wie Ende 2017 in Málaga. Konfetti und rosa Rauchbomben Mitte 2017 für Touristen im Jachthafen von Palma de Mallorca, Abziehbilder mit Parolen des Unmuts über die Mietsituation auf 1000 Mietwagen, aufgestochene Citybike-Reifen und Anti-Touristen-Graffitis auf Tourbussen in verschiedenen Städten auf der beliebten Urlaubsinsel . Schauen wir mal, wie willkommen die Urlauber bei vielen in diesem Jahr in Spanien sind, wenn der Kellner oder Mitarbeiter eines Supermarktes feststellt, dass genau der Urlauber, der ihm gegenübersteht, in seiner Mietwohnung wohnt, während er auf der Straße steht, bei Bekannten zur Untermiete oder auf einem Balkon lebt. Zwischen dem durchschnittlichen Einkommen und den Mietpreisen, die derzeit verlangt werden, klafft eine riesige Lücke. Die Mietpreissteigerungen sind überproportional und einfach nicht tragbar. Über die Hälfte der Zwangsräumungen werden bereits wegen säumiger Mieten verhängt, Tendenz steigend. Auch auf die Banken, die mit öffentlichem Geld gerettet wurden, muss mehr Druck ausgeübt werden, damit sie die leer stehenden Wohnungen auf den Markt bringen und die Mieten ganzjährig erschwinglich bleiben. Denn was würde es einem nützen, eine Ferienwohnung gefunden zu haben, die Restaurants, Supermärkte, Geschäfte usw. geschlossen sind und außer Touristen sich niemand mehr im Urlaubsort befindet, denn die ortsansässige Bevölkerung ist in der Hochsaison aufs Land gezogen, weil sie sich das Leben in den Touristenhochburgen nicht leisten kann. Eine kleine Information für illegale Wuchervermieter: Die Strafen für die Ferienvermietung, ohne bei der Tourismusbehörde registriert zu sein, sind empfindlich erhöht worden, ebenso die Anzahl der Inspektoren. Wer illegal touristisch vermietet, hat mit Strafen zwischen 20.000 und 40.000 € zu rechnen; Plattformen, die illegale Immobilien führen, mit bis zu 400.000 €.