Der Oktober eignet sich hervorragend für eine Reise in die Provinz Córdoba. Die drückende Sommerhitze ist vorüber, die Landschaft zeigt sich noch immer in sattem Grün, und in den Städten und Dörfern lässt sich entspannt bummeln, ohne die Menschenmengen der Hochsaison. Genau jetzt entfaltet Córdoba seinen besonderen Charme – reich an Geschichte, voll architektonischer Schätze und mit einer Lebensart, die unverwechselbar andalusisch ist.
Die Provinz Córdoba – zwischen Fluss und Gebirge
Córdoba, einst Hauptstadt des arabischen Spaniens, ist heute das Herz einer gleichnamigen Provinz im Zentrum Andalusiens. Der Guadalquivir durchzieht das Land von Osten nach Westen, speist fruchtbare Felder und Weinberge, auf denen Getreide, Oliven und Reben gedeihen. Nördlich erheben sich die Wälder der Sierra Morena, die noch heute für ihre Jagdkultur bekannt sind, während im Süden die Höhenzüge des Subbético aufragen – eine Landschaft voller Olivenhaine und weißer Dörfer mit barocken Fassaden. Wer die Provinz durchstreift, stößt auf Zeugnisse aus iberischer, römischer und arabischer Zeit, auf eindrucksvolle Baudenkmäler, lebendige Traditionen und eine Küche, die authentisch und voller Geschmack ist.
Ein Blick in die Geschichte

Spuren menschlicher Besiedlung finden sich hier seit der Altsteinzeit. Tartessier und Oretaner stritten einst um die reichen Erzvorkommen, die Römer hinterließen Straßen, Brücken und Tempel, und die Araber machten Córdoba zum glanzvollen Zentrum Europas. Unter Abdar Rahman I. und später unter Kalif Abdar Rahman III. erreichte die Stadt ihre höchste Blüte. Philosophen wie Seneca, Maimonides oder Averroes machten Córdoba zum Inbegriff des Wissens. Nach der christlichen Rückeroberung und Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche fand die Provinz immer wieder neue Wege – heute präsentiert sie sich Besuchern als Schatzkammer voller Kultur und lebendiger Geschichte.
Landschaften voller Kontraste

Die Provinz gliedert sich in zwei große Landschaften: im Norden die Sierra Morena mit ihren dichten Wäldern, im Süden die weite Ebene des Guadalquivir. Hinzu kommt das Subbético, ein Bergzug mit malerischen weißen Dörfern, barocker Architektur und vielfältiger Tierwelt. Dieses Nebeneinander macht Córdoba so abwechslungsreich – von mediterraner Weite bis zu urwüchsigen Naturräumen.
Orte mit Charakter
Puente Genil
Am Fluss Genil gelegen, verbindet Puente Genil Tradition und Natur. Hier wachsen Quitten, die der Region kulinarischen Ruhm eingebracht haben. Die Laguna de Tíscar und der Stausee von Cordobilla sind geschützte Naturreservate, ein Paradies für Vogelbeobachter. Das Städtchen selbst entstand im 16. Jahrhundert, als Hernán Ruiz die Pläne für eine Brücke entwarf. Steile Straßen führen vom Flussufer hinauf zu herrschaftlichen Häusern – ein Ort, dessen Geschichte eng mit Wasser und Handel verwoben ist.
Aguilar de la Frontera
Aguilar gehört zu den wichtigsten Städten der Provinz. Auf einer Anhöhe gelegen, prägen weißgekalkte Häuser, Burgreste und prächtige Paläste das Bild. Mittelpunkt ist die Plaza de San José – ein achteckiger Platz, der zu den schönsten Andalusiens zählt. Hier verdichten sich Geschichte, Architektur und Alltagsleben auf kleinstem Raum.
La Rambla
Die Ursprünge dieses Dorfes reichen bis in die Römerzeit. Heute ist La Rambla vor allem für seine Töpferkunst bekannt. Zwischen unregelmäßig angelegten Straßen erheben sich die Torre de las Monjas, die arabische Burg und die Kirche La Asunción – Zeugnisse einer langen Vergangenheit.
Montemayor
Um die mächtige Burg Dos Hermanas entstand einst das Dorf Montemayor. Heute ziehen sich enge Straßen den Hügel hinauf, gesäumt von Herrenhäusern und Tavernen, die für ihre Weine bekannt sind. Die Kirche Nuestra Señora de la Asunción im gotisch-mudéjaren Stil ist ein weiteres Juwel. Montemayor gilt als klassisches „Pueblo Fortaleza“ – eine Festung, die zum Dorf wurde.
Castro del Río
Castro del Río bewahrt den Charme einer alten almohadischen Festung. Reste der Mauern, die Kirche La Asunción und der berühmte iberische Löwe, der hier gefunden wurde, erzählen von seiner wechselvollen Geschichte.
Fernán Núñez
Im Süden der Provinz erhebt sich der neoklassizistische Palast von Fernán Núñez, ein Schmuckstück des 18. Jahrhunderts. Daneben steht die barocke Kirche Santa Marina. Das Dorf entstand bereits im 14. Jahrhundert, doch seine heutige Gestalt verdankt es der Kolonialisierung im 17. Jahrhundert.
Córdoba – die Stadt der Städte

Die Hauptstadt selbst ist ein einziges Monument. Seit 1994 UNESCO-Weltkulturerbe, vereint sie Moschee, Kathedrale, Alcázar, römische Brücke und jüdisches Viertel zu einem einzigartigen Geflecht aus Geschichte und Architektur. Wer durch die Judería schlendert, stößt auf stille Patios, blumengeschmückte Innenhöfe, die zu den schönsten Andalusiens zählen. Die Mezquita, Sinnbild des Kalifats, zieht Besucher aus aller Welt an.

Doch Córdoba ist mehr als sein berühmtestes Bauwerk: Plätze wie die Plaza del Potro, die Torre de la Calahorra oder die Gassen rund um die Plaza de las Tendillas machen den Reiz dieser Stadt aus. In der Umgebung locken die Ruinen von Medina Azahara, einst eine prächtige Palaststadt, sowie das Kloster San Jerónimo de Valparaíso und die Ermitas in den Bergen – spirituelle Orte mit weitem Blick über das Tal des Guadalquivir.
Weitere Entdeckungen
Almodóvar del Río
Im Parque Natural de la Sierra de Hornachuelos erhebt sich Almodóvar del Río. Die Burg thront hoch über weißen Häusern und fruchtbaren Feldern – ein perfekter Ausgangspunkt für Wanderungen oder Ausflüge zum Stausee La Breña.
El Carpio

Von Olivenhainen umgeben, prägt der Torre de Garci Méndez das Bild von El Carpio. Die im 14. Jahrhundert errichtete Festung erinnert an die bewegte Vergangenheit des Ortes und bietet bis heute einen weiten Blick über das Guadalquivir-Tal.
Im Ortskern steht die Parroquia de Nuestra Señora de la Asunción, eine Kirche aus dem 18. Jahrhundert im barocken Stil. Ihr Hochaltar und die kunstvollen Kapellen sind ein Ausdruck der tief verwurzelten Religiosität und bis heute Mittelpunkt des dörflichen Lebens.
Wer durch die Gassen spaziert, entdeckt weiß getünchte Häuser, kleine Plätze und den Charme eines Ortes, in dem Geschichte und Gegenwart eng verbunden sind.
Montoro
Am Rand der Sierra Morena gelegen, schmiegt sich Montoro an den Guadalquivir. Weiße Häuser, steile Straßen und die Kirche San Bartolomé machen den Charme aus. Das Dorf ist seit 1969 kunsthistorischer Komplex – ein Ort, an dem sich iberische, römische und maurische Spuren überlagern.
Santa María de Trassierra
Zwischen Flüssen, Wäldern und Bergen liegt dieses Naturgebiet, das sich aus kleinen Dörfern zusammensetzt. Besonders beliebt sind die Baños de Popea – Wasserfälle und Felsenbecken, die an heißen Tagen für Abkühlung sorgen.
Cardeña
Die Sierra de Cardeña y Montoro ist ein Naturpark von seltener Schönheit, geprägt von Kork- und Steineichenwäldern, Pinien und Flaumeichen. Das Dorf Cardeña selbst ist schlicht, aber authentisch – ein idealer Ort für Natur- und Ruhesuchende.
Pozoblanco
Im Herzen der Region Los Pedroches vereint Pozoblanco Tradition und Moderne. Neben engen Gassen und Granithäusern finden sich breite Straßen und moderne Bauten. Kirchen wie Santa Catalina und San Sebastián sind markante Punkte des Stadtbildes.
Hinojosa del Duque
Bekannt durch das Gedicht „La Vaquera de la Finojosa“, trägt Hinojosa den Beinamen „Kathedrale der Sierra“. Die Kirche San Juan Bautista überragt den Ort, während die Purísima Concepción mit ihrem Granitbau für die Region typisch ist.
Belalcázar
Eine Ebene, eine Burg, ein gewaltiger Huldigungsturm – Belalcázar beeindruckt schon von weitem. Neben der Festung locken die Kirche Santiago el Mayor und das Kloster Santa Clara mit ihrem Kreuzgang.
Dos Torres
Das Dorf zeigt die typische Architektur der Region, in der Granit kunstvoll verbaut wurde. Arkaden, Brücken und Kirchen erzählen von dieser Tradition.
Santa Eufemia
Am Cerro Pescuezo erhebt sich die Burg Miramontes. Zusammen mit der Kirche Nuestra Señora de la Encarnación und den Resten alter Mauern ergibt sich ein Bild voller Mystik.
Fuente Obejuna
Unsterblich durch das Drama von Lope de Vega, ist Fuente Obejuna ein lebendiges Dorf mit gotischer Kirche, Palästen und volkstümlicher Architektur – ein Ort, an dem Literatur und Geschichte eins werden.
Oktober voller Feste – Córdoba feiert 2025
Wenn die Sommerhitze nachlässt, erwacht Córdoba zu einem bunten Reigen aus Märkten, Musik und Tradition. Hier einige Beispiele der lebendigsten Veranstaltungen, die Besucher im Oktober in der Provinz Córdoba nicht verpassen sollten:
Gran Mercado Medieval in Lucena (10.–13. Oktober 2025)
Im historischen Zentrum – von der Plaza de San Miguel über die Plaza de Archidona bis zum Castillo del Moral – wird Lucena vier Tage lang zu einem lebendigen mittelalterlichen Markt mit Händlern, Live-Shows, Gastronomie und Kämpfen im stilvollen Ambiente.
Magno Vía Crucis in Córdoba (11. Oktober 2025)
Ein einmaliges religiöses Ereignis: 35 Bruderschaften mit einem feierlichen Umzug vom Amador de los Ríos zur Kathedrale – begleitet von einer Kunst- und Handwerksmesse im Parque Joyero. Der Anlass ist der 600-jährige Jubel der ersten Gebetsprozession durch den Seligen Álvaro von Córdoba.
Membrillo Festival in Carcabuey (11.–14. Oktober 2025)
Quittensaison auf höchstem Niveau: In Carcabuey dreht sich alles um den goldenen Quitten, mit Verkostungen, Tapas, Fotowettbewerben, Fachvorträgen und einem musikalisch-kulinarischen Finale inklusive Wanderung und Live-Acts am Samstagabend.
Festival Internacional de las Flores (FLORA) (13.–23. Oktober 2025)
Bereits zum achten Mal verwandelt sich Córdoba in eine blühende Galerie: Beim internationalen Blumenfestival FLORA gestalten renommierte Künstler aus aller Welt Installationen in historischen Innenhöfen und an symbolträchtigen Orten der Stadt. Das Spiel aus Farben, Düften und Kreativität macht jeden Spaziergang zu einer Entdeckungsreise.
Gran Mercado Medieval in El Carpio (17.–19. Oktober 2025)
El Carpio verwandelt sich in eine mittelalterliche Szenerie mit Handwerksständen, Workshops, Musik und mittelalterlichem Flair rund um die Plaza de la Constitución – ein Fest für alle Sinne.
Cordobita Fest in Córdoba-Stadt (18. Oktober 2025)
In der Plaza de Toros Los Califas: eine farbenfrohe Open-Air-Musikfete mit urbanem Flair. Mit Acts wie Locomía, Felipe Conde, Randy López, Sara de las Chuches, Luft-Tribut (Mecano), Versión 2.0 und DJ Rafa León – Generationen-übergreifend und voller Energie.
Ein Schluss voller Eindrücke
Die Provinz Córdoba ist wie ein Kaleidoskop Andalusiens: arabisches Erbe, römische Spuren, weiße Dörfer, Naturparks und Städte voller Leben. Im Oktober lässt sich all das besonders intensiv erleben – ohne die drückende Hitze, dafür mit dem sanften Licht des Herbstes. Ob in den stillen Gassen der Judería, in den Olivenhainen der Campiña oder auf einer Burg über dem Guadalquivir – Córdoba zeigt sich als Provinz der Vielfalt und der Seele. Eine Reise hierher ist nicht nur eine Begegnung mit Geschichte, sondern auch ein Eintauchen in die Gegenwart Andalusiens.
Buen viaje – Gute Reise !
Mehr Informationen unter: www.turismodecordoba.org
Text: Spanien aktuell – Cesar Certier ©