
Mit dem F80 schlägt Ferrari ein neues Kapitel in der Geschichte der Supersportwagen auf. Dieses Hypercar vereint hochmoderne Technologie, innovative Materialien und eine radikale Designphilosophie. Es steht sinnbildlich für den Mut der Marke, traditionelle Pfade zu verlassen und sich gleichzeitig treu zu bleiben – ein echtes Statement für die Zukunft der automobilen Performance.

Ein Antriebskonzept für das nächste Jahrzehnt
Im Herzen des Ferrari F80 arbeitet ein Plug-in-Hybrid-System, das auf Effizienz, Leistung und Traktion gleichermaßen ausgerichtet ist. Der Verbrennungsmotor – ein 3,0-Liter-V6 mit 120°-Bankwinkel und gegenläufigen Turboladern – liefert 500 kW (680 PS). Ergänzt wird er durch zwei Elektromotoren, die je 110 kW beitragen – einer an der Vorder- und einer an der Hinterachse.
Die Kombination sorgt für eine Systemleistung von beeindruckenden 800 kW (1.088 PS). Dank des geringen Trockengewichts von nur 1.280 kg ergibt sich ein Leistungsgewicht von 1,18 kg/PS – ein Wert, der selbst in der Welt der Hypercars neue Maßstäbe setzt.

Die Beschleunigungswerte sprechen für sich: 0–100 km/h in 2,0 Sekunden, 0–200 km/h in gerade einmal 6,4 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 350 km/h. Unterstützt wird die Kraftentfaltung durch ein neu entwickeltes Torque-Vectoring-System, das eine vollvariable Kraftverteilung auf alle vier Räder ermöglicht – ein Novum für ein Straßenfahrzeug aus Maranello.
Darüber hinaus kann der F80 bis zu 25 Kilometer rein elektrisch fahren. Damit bietet er nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im Alltag einen sinnvollen Mehrwert – beispielsweise für emissionsfreie Fahrten in städtischen Umweltzonen.
Aerodynamik: Kontrolle durch aktiven Luftfluss

Die Aerodynamik des F80 wurde komplett neu gedacht. Ferrari verfolgt hier ein ganzheitliches Konzept, das aktive und passive Elemente integriert. Im Mittelpunkt steht ein adaptiver Heckflügel, dessen Winkel sich in Echtzeit an Geschwindigkeit, G-Kräfte und Lenkwinkel anpasst. Je nach Bedarf erzeugt er maximalen Abtrieb für Kurvenfahrten oder reduziert den Luftwiderstand auf Geraden


Ein zentraler NACA-Duct in der Motorhaube versorgt die Kühlsysteme effizient mit Frischluft. Unter dem Fahrzeug erzeugt ein komplexes System aus Venturitunneln, Splittern und Diffusoren einen Unterdruck, der das Fahrzeug regelrecht an den Asphalt saugt. Diese Lösungen entstammen direkt dem Motorsport und machen sich die Erkenntnisse aus der Formel 1 zunutze.
Ein Fahrwerk, das auf den Fahrer zugeschnitten ist

Beim F80 steht der Fahrer buchstäblich im Mittelpunkt. Das sogenannte „1+“-Layout konzentriert sich radikal auf die Fahrerposition. Der verstellbare Schalensitz ist direkt mit dem Monocoque verbunden und in eine Struktur integriert, die dem Fahrer maximalen Halt und perfekte Rückmeldung bietet. Der Beifahrersitz ist hingegen fix und bewusst zurückhaltend gestaltet – fast schon ein Designobjekt, das dem Fahrer die Bühne überlässt.

Das adaptive Fahrwerk wurde neu entwickelt und nutzt eine Kombination aus semi-aktiver Dämpfung und elektronischer Steuerung. Es passt sich innerhalb von Millisekunden an Fahrbahnzustand und Fahrstil an – sei es auf der Rennstrecke, bei schneller Autobahnfahrt oder auf kurvigen Landstraßen. Die elektromechanische Lenkung ist präzise, direkt und vermittelt jederzeit Vertrauen.
Multi-Material-Chassis für maximale Effizienz
Der Leichtbau des Ferrari F80 basiert auf einem ausgeklügelten Multi-Material-Konzept. Die Sicherheitszelle besteht aus CFK (kohlenfaserverstärktem Kunststoff), während die vorderen und hinteren Hilfsrahmen aus Aluminium gefertigt sind. Titanschrauben sorgen für zusätzliche Gewichtsersparnis und verbinden die Komponenten auf Formel-1-Niveau.
Hohlprofile, Sandwichstrukturen mit Rohacell oder Nomex und doppelt gewölbte Bauteile tragen zur Stabilität bei. Die Produktionstechnologien wurden aus dem Rennsport übernommen und teilweise weiterentwickelt. Besonders bemerkenswert: Durch optimierte Gusstechniken konnten die Wandstärken der Aluminiumteile um 23 % reduziert werden – was das Gesamtgewicht senkt, ohne die strukturelle Festigkeit zu kompromittieren. Im Gegenteil: Die Torsions- und Biegesteifigkeit liegt 50 % über der des LaFerrari.
Eine Karosserie als Skulptur

Jede Linie des F80 folgt einer aerodynamischen Logik – und dennoch wirkt das Fahrzeug wie eine Skulptur. Die Karosserie ist vollständig aus vorimprägniertem Carbon gefertigt und im Autoklaven gehärtet. Diese Motorsport-Technologie gewährleistet ein geringes Gewicht bei maximaler Festigkeit.
Die Fronthaube integriert einen S-Duct, der die Luft über die Vorderräder leitet und den Auftrieb reduziert. Die Butterfly-Türen mit Doppelgelenkmechanismus öffnen nahezu vertikal – spektakulär und funktional zugleich. Ihr Unterbau dient als tragendes Element und ist so konstruiert, dass er im Falle eines Seitenaufpralls Energie aufnimmt.
Am Heck befindet sich eine transparente Abdeckung mit sechs Lüftungsschlitzen für den V6-Motor. Die darunterliegende Mechanik wirkt wie ein technisches Kunstwerk – sichtbar, ehrlich und kompromisslos.
Design zwischen Vergangenheit und Zukunft

Gestaltet wurde der F80 vom Ferrari Styling Centre unter der Leitung von Flavio Manzoni. Die Inspirationsquelle: Formel-1-Boliden und legendäre Ferrari-Prototypen der 60er- und 70er-Jahre. Dennoch ist das Ergebnis kein Retrodesign, sondern eine futuristische Vision, die bereits heute Realität geworden ist.
Die sogenannte „Cab Forward“-Architektur versetzt die Kabine weiter nach vorne und tiefer in das Chassis – 50 mm tiefer als beim LaFerrari. Dadurch wirkt der F80 flacher, gestreckter und aggressiver. Besonders markant: Das „Lichtvisier“ an der Front, das auf traditionelle Scheinwerfer verzichtet und dem Fahrzeug ein beinahe außerirdisches Aussehen verleiht.
Der variable Heckflügel verändert nicht nur die Aerodynamik, sondern auch die Silhouette des Wagens. Je nach Position verwandelt sich das Fahrzeug vom eleganten Supersportwagen in ein kompromissloses Rennfahrzeug.
Interieur: Konzentration aufs Wesentliche

Im Innenraum herrscht eine puristische, fast schon asketische Atmosphäre. Alles ist auf den Fahrer ausgerichtet: Displays, Bedienelemente, Materialien. Der neu entwickelte Lenkradtyp – oben und unten abgeflacht, mit verbesserten Griffzonen – wird in Zukunft auch bei Serienmodellen zum Einsatz kommen. Die Rückkehr zu physischen Tasten statt Touchflächen zeigt, dass Ferrari auf Ergonomie und intuitive Bedienung setzt.

Die Anzeigeinstrumente liefern Informationen in Echtzeit, darunter G-Kräfte, Batteriestatus, Antriebsverteilung und Fahrzeugzustände. Neue Materialien wie 3D-gestrickter Carbonstoff und laserstrukturierte Aluminiumflächen unterstreichen den Hightech-Anspruch des Interieurs.
Ein Ausblick in Ferraris Zukunft
Der Ferrari F80 ist kein bloßes Konzept, sondern ein Technologieträger mit Serienreife. Er demonstriert eindrucksvoll, wie sich Leistung, Nachhaltigkeit und Design in einem Fahrzeug vereinen lassen. Der Hybridantrieb ist kein Kompromiss, sondern ein Fortschritt. Die konsequente Gewichtsoptimierung ist keine Sparmaßnahme, sondern Ausdruck höchster Ingenieurskunst.

Ferrari beweist mit dem F80, dass die Zukunft des Supersportwagens nicht in der Vergangenheit liegt – sondern in der intelligenten Verbindung aus elektrischer Präzision, thermodynamischer Effizienz und emotionalem Design. Oder anders gesagt: Die Seele des Cavallino Rampante lebt – nur schneller, leichter und klüger als je zuvor.
Fotos: FERRARI MEDIA CENTRE © Copyright
Text – Cesar Certier – Spanien aktuell ©
