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Jedes Jahr überschwemmen Produktfälschungen den europäischen Markt und fügen Unternehmen Schäden in Milliardenhöhe zu. Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OSZE) aus dem Jahr 2019 kommt zu dem Ergebnis, dass es sich bei fast sieben Prozent aller Importe in die Europäische Union um Fälschungen handelt. Das entspricht einem Wert von über 120 Milliarden Euro. Dabei wird keine Branche verschont: Kosmetika, Kleidung, Alkoholika, Medikamente und natürlich elektronische Geräte. Durch die Corona-Pandemie verzeichnete der Online-Handel eine explosionsartige Zunahme. Damit einher ging ein regelrechter Fake-Boom.

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Eines der weltweit am häufigsten gefälschten Produkte der Unterhaltungselektronik sind die Kopfhörer der Marke Apple AirPod Pro. Aber auch Smartphones – egal, ob mit iOS- oder Android-Betriebssystem – werden oft kopiert und über Online-Marktplätze angeboten. Dabei variiert die Qualität der Kopien stark, sodass es in einigen Fällen schwierig ist, eine Fälschung zu erkennen.

Das Recommerce-Unternehmen rebuy ist auf den Kauf und Verkauf von gebrauchten Smartphones spezialisiert. Die Elektronikexpert:innen analysieren im Monat neben durchschnittlich 17.000 Smartphones auch 600 AirPods, um sie anschließend für den Wiederverkauf aufzuarbeiten.

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Hier ihre Top-Tipps zum Erkennen von Produktfälschungen:

  1. Tippfehler

Der Blick auf das Kleingedruckte lohnt sich: Viele Informationen finden sich auf der Verpackung und auf dem Gerät selbst. Diese Informationen sind größtenteils gesetzlich vorgeschrieben und bei Originalgeräten garantiert fehlerfrei. Rechtschreibfehler sind ein eindeutiger Hinweis darauf, dass es sich um eine Fälschung handelt.

  1. Seriennummer und IMEI

Jedes Smartphone verfügt über eine Seriennummer, über die es eindeutig identifiziert werden kann. Allerdings bietet eine Überprüfung der Seriennummer keine hundertprozentige Sicherheit, da manche Fälschungen sogar über eine echte Seriennummer verfügen.

Die sogenannte IMEI (International Mobile Equipment Identity) besteht aus 15 Ziffern und befindet sich häufig auf einem Aufkleber unter dem Akku. Sie lässt sich auch über das Menü aufrufen. Die IMEI ist weltweit einzigartig; keine zwei Mobiltelefone besitzen dieselbe IMEI, sie ist somit der „Fingerabdruck“ eines Handys. Anhand von Online-Diensten, wie zum Beispiel der Website imei.info, lässt sich überprüfen, ob diese Nummer existiert.

Übrigens: Im Falle eines Diebstahls kann das Telefon mittels dieser Nummer gesperrt werden.

 

  1. CE-Zeichen

Das CE-Zeichen ist Pflicht für alle weltweit hergestellten Produkte, die in der Europäischen Union vermarktet werden. Produkte, die dieses Zeichen tragen, wurden von den Hersteller:innen geprüft und erfüllen alle EU-weiten Anforderungen an Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz. Das ist besonders bei stromführenden Geräten, wie beispielsweise Ladegeräten, wichtig, da es bei mangelhaften Geräten zu Explosionen kommen kann.

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  1. Spezifikationen

Gefälschte Smartphones werden oft mit überragenden Leistungsangaben angeboten. Ein Blick auf die Hersteller:innenwebsite verrät, ob diese Leistungen für das gekaufte Modell überhaupt angeboten werden. Apps von Drittanbieter:innen testen, welche Leistung das Handy tatsächlich erbringt. Die Unterschiede sind oft gravierend, denn häufig finden sich in Fälschungen längst veraltete Versionen des Betriebssystems, die nur einen Bruchteil der versprochenen Leistung erbringen und meist gar nicht mehr unterstützt werden. Auf der Hersteller:innenwebsite sind auch immer die verbauten Inhaltsstoffe aufgelistet. Weichen diese Angaben von denen auf der Verpackung ab, handelt es sich um eine Produktfälschung.

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  1. Unrealistische Preisangaben

Das viel beschworene „Bauchgefühl“ ist ein guter Ratgeber, wenn Zweifel aufkommen, ob das angebotene Telefon oder die Kopfhörer Originalgeräte oder Fälschung sind. Gewaltige Preisunterschiede bei aktuellen Geräten sind sehr unwahrscheinlich. Es empfiehlt sich, unterschiedliche Anbieter:innen zu vergleichen, um ein Gefühl für die übliche Preisspanne für ein bestimmtes Modell zu bekommen. Durch Rabatte und ähnliche Aktionen lässt sich hier sicherlich an der einen oder anderen Stelle etwas sparen. Aber wenn ein Gerät, dass im Durchschnitt 1.000 Euro kostet, für nur 80 Euro angeboten wird, kann es sich nur um eine Fälschung handeln. Die Bezeichnung „B-Ware“ ist nichts weiter als ein irreführender Trick, denn bei einem echten High-End-Produkt würde ein derart niedriger Preis allein die Aufwendungen für die Komponenten unterbieten.

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  1. Vergleichen mit ähnlichem Gerät

Der direkte Vergleich mit einem Originalprodukt offenbart schnell, ob es sich um eine Kopie handelt. Unterschiedliches Gewicht und abweichende Maße entlarven ein Plagiat sofort. Haben Sie kein Vergleichsgerät zur Hand, erfahren Sie die genauen Maße auf der Hersteller:innenwebsite. Oft hilft auch schon ein Vergleich mit den auf der Website abgebildeten Produktfotos. Bei AirPods sind es viele Features, die bei Fälschungen schlichtweg fehlen: zum Beispiel die sogenannte Noise Cancellation oder auch die automatische Verbindung via Bluetooth mit dem Telefon. Spätestens beim Klangtest wird schnell deutlich, ob es sich um einen billigen Nachbau handelt oder nicht.

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  1. Verarbeitung allgemein

In Plagiaten sind in der Regel minderwertige Komponenten verbaut, und auch die Verarbeitung selbst entspricht nicht den Qualitätsansprüchen der Hersteller:innen der Originalgeräte. Diese Unterschiede lassen sich meist mit dem bloßen Auge erkennen. Oft wird beispielsweise anstelle eines Glasdisplays ein Plastikdisplay verbaut, und die Öffnungen für das Mikrofon oder die seitlichen Druckschalter sind unsauber gearbeitet. Auch wichtige Designelemente fehlen oft ganz oder sind minderwertig eingearbeitet: Das Apple-Logo beispielsweise stellt auf der Geräterückseite bei den Originalgeräten keine Erhebung dar, bei Fälschungen hingegen oft sehr wohl. Auch bei AirPods lohnt es sich, genau hinzuschauen, denn auch hier überführen eine minderwertige Verarbeitung oder abweichende Formen der Ohrenpolster eine Produktfälschung.

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  1. Der Online-Marktplatz

Ein Blick auf die Website der Anbieter:innen von vermeintlichen Schnäppchen gibt oft wertvolle Hinweise, ob diese Händler:innen seriös sind oder nicht. Tippfehler oder pixelige Bilder deuten auf Betrüger:innen hin. Ein Blick in die Bewertungen gibt weitere Hinweise: Entweder es sind noch gar keine Bewertungen vorhanden – was für Online-Händler:innen für solch beliebte Produkte sehr unwahrscheinlich ist – oder es finden sich dort viele negative Bewertungen von enttäuschten Kund:innen. Seriöse Anbieter:innen geben auch immer eine Kontaktmöglichkeit an. Fehlt diese, heißt es: Finger weg von diesem Handelsplatz.

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„Die aktuellen Flagship-Modelle haben mittlerweile ein Preisniveau erreicht, das viele Menschen sehr empfänglich für Superangebote macht. Dabei sind refurbished – also gebrauchte und wieder aufbereitete – Geräte eine wirklich gute Alternative. Beispielsweise ist ein zwei Jahre altes Gerät einem ganz aktuellen Gerät fast gleichwertig, denn die technischen Entwicklungsschritte von Gerätegeneration zu Gerätegeneration sind heute nur noch sehr gering“, erläutert Philipp Gattner, CEO des Recommerce-Pioniers rebuy. „Da wir jedes elektronische Gerät, das wir an- und wieder verkaufen, ganz genau prüfen, können wir ausschließen, dass die Kund:innen bei uns eine Fälschung kaufen. Darüber hinaus geben wir eine dreijährige Garantie.“

Quelle: DEDERICHS REINECKE & PARTNER