RFID steht für Radio-frequenc Identification, also Identifikation per Radiowellen. Dabei handelt es sich im Grunde um ein ganz einfaches System aus zwei Bestandteilen: einem Transponder und einem Lesegerät.

Die RFID-Technologie begegnet  Ihnen im Alltag garantiert, ohne sie wahrzunehmen, vermutlich haben Sie den funkenden Chip sogar im Kleiderschrank.

Der Transponder wird meist RFID-Tag oder Funketikett genannt. „Etikett» deutet schon an, dass es sich um ziemlich kleine Geräte handelt und auch die mögliche Verwendung wird impliziert. RFID-Tags sind in der Praxis zum Beispiel oft kleine Aufkleber mit weniger als einem Zentimeter Kantenlänge, die auf Waren angebracht werden. Oder sie werden vom Hersteller fix in Kleidungsstücke eingenäht. Der wesentliche Grund ist ganz einfach: Man will zum Beispiel wissen, ob eine produzierte Hose das Werk verlassen hat oder nicht. Mit einem eingenähten RFID-Tag kann so eine Hose schlicht aus der Produktionshalle in die Versandabteilung gebracht werden und ein Lesegerät an der Tür erfasst diesen Vorgang.

RFID-Tags können aber auch noch deutlich kleiner sein und bis auf Reiskorngröße und darunter schrumpfen. In Schweden ist der Chip unter der Haut längst zur Realität geworden. Dort gibt es sogenannte „Implantierpartys“, wie es hierzulande „Tupperpartys“ gibt. Auf diesen Partys lassen sich gleich mehrere Dutzend Menschen zwischen Wein, Bier, Salzstangen und Häppchen den Chip in der Größe eines Reiskorns in die Hand spritzen. In vielen Firmen ist es eine Selbstverständlichkeit, einen Chip zu tragen. Wer den Zukunftsforschern Glauben schenkt, hat durch den kleinen Chip mit RFID-Technik unter der Haut nur Vorteile. Bezahlt wird in naher Zukunft nur noch mit einer Handbewegung und auch die Tür lässt sich mit einer kleinen Bewegung öffnen. Bargeld und Schlüssel gehören der Vergangenheit an und selbst die Daten, die sich normalerweise auf der Krankenkassenkarte befinden, sind auf dem kleinen Chip gespeichert. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt an Vorteilen, die die Entwickler als Zukunft für die RFID-Technologie sehen. Die Einsatzmöglichkeiten sind nach ihrer Meinung unerschöpflich.

Und spätestens an der Stelle wird es vermutlich Otto Normalverbraucher mulmig. Die kleinsten RFID-Chips haben eine Größe von gerade mal 0,02286 Millimeter. Da machen sich natürlich Horrorszenarien breit. Vom Einpflanzen solcher Chips in menschliche Zellen bis hin zum „Bestäuben» von Menschenmengen mit einer Art RFID-Staub.

Relevant für den Alltag sind aber eher die kleinen, passiven Tags aus Ihrer Jeans oder der Wurstpackung im Supermarkt. Der Nutzen für einen Supermarkt oder die Logistik allgemein dürfte klar sein: Mit RFID-Tags versehene Waren können getrackt werden. Auch Diebstahlschutz ist damit möglich. Und ganz grundsätzlich könnte für uns als Kunden im Supermarkt auch irgendwann mal der Stand erreicht werden, dass man Produkte einpackt, den Laden verlässt und die Produkte automatisch durch Scanner erfasst und bargeldlos abgerechnet werden. Wie wäre es mit getaggten Schrauben? Ihr Auto verliert eine Schraube und der Bordcomputer weiß sofort, welche Schraube wo ersetzt werden muss. Es gibt noch Dutzende nützliche Einsatzszenarien, etwa Zugangskontrollen oder Schlüsselfinder.

Die Gefahr für jeden Einzelnen ist aber auch offensichtlich: Auch Sie können getrackt werden! Mit RFID-Tags in KFZ-Kennzeichen und einer entsprechenden Landschaft von Lesegeräten ließen sich extrem präzise Bewegungsprofile erstellen. Funketiketten in Hosen könnten – theoretisch – auch nach dem Kauf noch getrackt werden. Man kann die Gefahr aber auch viel allgemeiner fassen: Mit RFID lässt sich nahezu alles tracken – mit geringen Kosten, winzigen Bauteilen, minimaler Sendeleistung und vor allem völlig unauffällig. Zudem wissen Sie schlicht nie genau, wo Ihnen nun ein solches Etikett untergejubelt wird, geschweige denn was es im Detail macht. So gibt es zum Beispiel auch Tags, die Informationen nicht verschlüsselt, sondern einfach so preisgeben – das ist sogar der Grundgedanke!

Das prominenteste Beispiel für eine RFID-Gefahr ist wohl der neue Personalausweis. Der darauf enthaltene Chip soll auf rund zwei Meter Abstand auslesbar sein. Die Informationen sind natürlich verschlüsselt. Dennoch,  auslesen kann die Informationen erstmal jeder – wird die Verschlüsselung irgendwann mal geknackt, sieht es düster aus. Übrigens, das kontaktlose Bezahlen mit EC- oder Kreditkarten funktioniert mit der NFC-Technologie, die zumindest auf RFID aufbaut. Und wenn hier Kleinstbeträge ohne PIN-Eingabe oder Ähnliches gezahlt werden können, kann Ihnen ein Dieb natürlich auch solche Beträge wortwörtlich im Vorbeigehen klauen. Er muss nur das Lesegerät in die Nähe Ihrer Karte halten.