Es ging im April wie ein Lauffeuer durch die Medien, und genauso schnell wie die Meldungen über radioaktives Kühlwasser aus Japan, das in den Pazifik gekippt werden soll, kamen, so schnell verstummten die Massenmedien und ihre Meldungen darüber auch wieder.

Das verstrahlte Wasser wird bisher in mehr als 1000 Tanks auf dem Gelände des havarierten Atomkraftwerks in Fukushima gesammelt, doch die sollen bald voll sein. Nun hat die japanische Regierung entschieden, in zwei Jahren mit der Einleitung von mehr als 1,2 Millionen Tonnen des radioaktiven Wassers ins Meer zu beginnen.

Bei der Behandlung des Wassers sollen radioaktive Substanzen nach Angaben von Tepco und der japanischen Regierung durch filtern auf ein zulässiges Maß verringert werden – mit Ausnahme von Tritium, das nicht entfernt werden kann. Es soll aber bei starker Verdünnung nicht gefährlich sein. Bevor das radioaktive Wasser ins Meer abgelassen wird, soll es den Angaben zufolge zudem verdünnt werden. Für das Ablassen des Wassers ins Meer sind 30 Jahre veranschlagt. Einige Wissenschaftler geben jedoch zu bedenken, dass die langfristigen Auswirkungen auch geringer Mengen Tritium auf das Leben im Meer nicht geklärt sind.

Und wie sieht es mit Tritium und dem Menschen aus? (*1) „Im menschlichen Körper – und wahrscheinlich auch im Tier – wird Tritium schnell wieder ausgeschieden (Halbwertszeit von ca. 10 Tagen). Daher wird in der Fachliteratur eine Gesundheitsgefährdung durch Tritium für Mensch und Tier als gering eingeschätzt (Galeriu & Melintescu, 2010; Povinec et al., 2017). Allerdings ist es noch nicht wissenschaftlich gesichert, ob die Gefahr durch Fehler in der Erbsubstanz, die nach Einbau von Tritium in die DNA entstehen können, bislang unterschätzt wurde (European Commission, 2008; HPA, 2007)“.

Und laut Greenpeace befinden sich in dem gefilterten Kühlwasser noch weitere radioaktive Substanzen, darunter Strontium-90, dass sich in Knochen einlagere, sowie C14 – mit einer Halbwertszeit von 5700 Jahren. Die Folgen dieser Stoffe für die Meeresumwelt würden bislang ignoriert.

Was gibt es denn sonst noch so an Atommüll im Meer? Das zum Beispiel: (2*) Bis Anfang der 90er Jahre wurde das Meer nicht nur als Übungsgebiet für einen Atomkrieg verwendet, sondern diente auch als gigantische Müllkippe für radioaktiven Abfall aus Atomkraftwerken. Von 1946 bis 1993 landeten weltweit mehr als 200.000 Tonnen zum Teil hoch radioaktive Rückstände in den Ozeanen – das meiste davon in Metallfässern, so die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA). Auch mehrere Atom-U-Boote inklusive nuklearer Munition wurden versenkt. Der größte Anteil des verklappten Atommülls kam aus Großbritannien und der Sowjetunion. Die USA versenkten bis 1991 über 90.000 Fässer und mindestens 190.000 Kubikmeter radioaktive Flüssigkeit im Nordatlantik und im Pazifik. Auch Belgien, die Schweiz, die Niederlande und Frankreich entsorgten bis in die 80er Jahren tonnenweise strahlenden Müll im Nordatlantik. Bis heute geht rund 90 Prozent der radioaktiven Strahlung von Fässern im Nordatlantik aus, die meisten lagern nördlich von Russland oder vor der westeuropäischen Küste. Auch Deutschland hat 1967 laut dem Bericht der Internationalen Atom-Organisation 480 Fässer vor der portugiesischen Küste verklappt. Auf eine Anfrage der Grünen im Jahr 2012 zum Zustand dieser Fässer schrieb die Bundesregierung: „Die Fässer waren nicht konzipiert, um einen dauerhaften Einschluss der Radionuklide am Meeresboden zu gewährleisten. Insofern muss davon ausgegangen werden, dass sie zumindest teilweise nicht mehr intakt sind «.

Yannick Rousselet von Greenpeace Frankreich ist besorgt, nicht nur wegen der maroden Fässer vor Portugals Küste. „Die gesamte Gegend an der Küste ist radioaktiv verseucht. Nicht nur im Meer, auch im Rasen und im Sand – überall kann man sie messen», sagt er.

Das liegt auch an der Wiederaufbereitungsanlage für hochradioaktive Brennelemente in La Hague, direkt an der nordfranzösischen Küste. Sie „Leitet jedes Jahr ganz legal 33 Millionen Liter radioaktive Flüssigkeiten ins Meer», so Rousselet. Denn es ist international weiterhin erlaubt, radioaktiv belastete Flüssigkeiten ins Meer zu leiten. Die Verklappung von Atommüll in Fässern ist jedoch seit 1993 weltweit verboten.

Laut einer Studie des Europäischen Parlaments sind die Krebsraten in der Region um La Hague deutlich erhöht – wie auch in der Nähe anderer Wiederaufbereitungsanlagen, etwa im nordenglischen Sellafield. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass die Gesamtmenge der über die Jahre aus der Anlage in Sellafield ins Meer geleiteten Radioaktivität der enormen Menge entspricht, die durch den Atomunfall in Fukushima freigesetzt wurde.

Es ist wie immer! Die einen sagen ist nicht schädlich und wieder andere sagen ist es doch.

Spätestens, wenn wir alle im Dunkeln leuchten, wissen wir, das es doch irgendwie ungesund und schädlich ist Atommüll ins Meer zu kippen.

*1 Quelle Johann Heinrich von Thünen-Institut 2 Deutsche Welle