Greenwashing – der Trick des Jahrhunderts. Mit einem Hauch grüner Farbe hier und einer Prise Umweltbewusstsein da verwandelt sich das umweltschädlichste Unternehmen in einen Öko-Vorzeigebetrieb. Jedenfalls sieht es so aus. Denn hinter dieser Fassade steckt oft wenig mehr als cleveres Marketing und der Versuch, Verbraucherinnen und Verbraucher hinters Licht zu führen. Die Kunst besteht darin, schmutzige Geschäfte sauber aussehen zu lassen, während der Schaden für die Umwelt weitergeht – nur eben im Schatten des „grünen“ Scheinwerferlichts.

Die Strategie ist simpel: Verwende Begriffe wie „natürlich“, „umweltfreundlich“, „nachhaltig“ oder „Bio“, streue ein paar grüne Bilder in die Werbung und schon glauben viele, sie könnten guten Gewissens konsumieren. Problematisch wird es, wenn diese Begriffe keinerlei gesetzliche Grundlage haben und somit nahezu beliebig eingesetzt werden können. Das bedeutet, dass Verbraucherinnen und Verbraucher oft in die Irre geführt werden, während die Unternehmen im Hintergrund munter weitermachen, wie bisher.

Das wahre Kunststück beim Greenwashing ist es, sich selbst als Held darzustellen, während man kaum mehr tut, als die geltenden Gesetze einzuhalten. Das ist, als würde man sich dafür feiern lassen, bei Rot an der Ampel stehen geblieben zu sein – etwas, das selbstverständlich sein sollte, wird als außergewöhnlicher Akt der Nachhaltigkeit verkauft.

Ein Beispiel betrifft die Nutzung von Verpackungen, die ökologisch anmuten, in Wirklichkeit jedoch nicht recycelbar sind. Immer öfter stellen sich vermeintlich gut recyclebare Papier- oder Pappkartons wie Getränkekartons als Mogelpackung heraus: Hersteller und Händler verwenden Verbundstoffe, die wie Pappe aussehen, in Wahrheit aber aus einem mehrschichtigen Material mit Folien, Lacken oder Aluminium bestehen. Bewusste Konsumentinnen und Konsumenten, die solche Verpackungen richtig entsorgen wollen, bleiben ratlos zurück: Gelbe Tonne für Folien? Blaue Tonne für Papier? Oder gleich alles in den Restmüll? Häufig fehlen auch sinnvolle Trenn- und Entsorgungshinweise auf den Verpackungen.

Der wahre Clou des Greenwashings ist, dass es dem Verbraucher das Gefühl gibt, etwas Gutes zu tun, ohne sein Verhalten wirklich ändern zu müssen. Fahren Sie weiter Ihr Auto, aber mit „Bio-Kraftstoff“! Kaufen Sie weiterhin Fast Fashion, aber jetzt „nachhaltig“! Es wird suggeriert, dass die Welt gerettet werden kann, ohne dass sich am Lebensstil etwas ändert. Und das ist genau das, was viele hören wollen: Bloß keine unbequemen Veränderungen, die den Konsum einschränken.

Die Liste der schwarzen Schafe, die mit Greenwashing ihre Umweltzerstörung kaschieren, ist lang: von Ölkonzernen, die sich als Verfechter erneuerbarer Energien präsentieren, bis hin zu Banken, die plötzlich „grüne“ Finanzprodukte anbieten. Es scheint, als gäbe es keine Branche, die nicht mindestens ein grünes Feigenblatt auf ihr Schaufenster klebt.

Natürlich ist nicht alles Greenwashing, und es gibt Unternehmen, die wirklich nachhaltige Praktiken verfolgen. Doch für uns Verbraucherinnen und Verbraucher wird es immer schwieriger, die ehrlichen Bemühungen von den Marketingtricks zu unterscheiden. Zertifizierungen und Siegel können ein erster Hinweis sein, aber auch hier sollte man genau hinschauen, da nicht jedes „grüne“ Label wirklich hält, was es verspricht. Ein kritischer Blick und eine gründliche Recherche sind unerlässlich.

Die EU plant, bis März 2026 eine Anti-Greenwashing-Richtlinie einzuführen, um gegen schwammige, missverständliche oder sogar falsche Umweltbehauptungen vorzugehen. Ziel ist es, den Verbrauchern eine bessere Basis für nachhaltige Konsumentscheidungen zu ermöglichen. Händler und Hersteller dürfen dann keine irreführenden Angaben mehr über ökologische oder soziale Auswirkungen, Langlebigkeit und Reparierbarkeit ihrer Produkte machen.

Schauen wir mal was sich bis 2026 ändert oder ob es dann eventuell Greenwashing light gibt, denn die Industrie ist einfallsreich was Umgehungen von Gesetzten und Regelungen angeht, wie die Vergangenheit gezeigt hat.

Denn nur durch echtes Umdenken und echte Veränderung können wir Greenwashing verhindern und nachhaltigen Wandel bewirken – alles andere ist nur ein Spiel mit der Farbe.

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