In 739 Metern über dem Meeresspiegel, ca. 113 Kilometer von Malaga entfernt, erstreckt sich eine einzigartige Stadt auf einem Felsplateau, dessen Wände bis zu 165 Meter in die Tiefe fallen. Der Anblick ist atemberaubend und unfassbar zugleich. Wer diese Stadt einmal besucht hat, wird sie niemals mehr vergessen.

Ronda zählt zu einer der ältesten Städte Spaniens, was an ca. 25 000 Jahre alten Strichmalereien aus der Piletahöhle (la Cueva de la Pileta), 20km südwestlich der Stadt zu belegen ist. Die Anfänge der umfangreichen Geschichte Rondas reichen laut archäologischer Funde bereits bis in das 6. Jahrhundert vor Christus zurück, als sich erst die Kelten und später die Griechen in der Stadt nieder ließen.

Einige Jahre später, im 2. Jahrhundert vor Christus, siedelten sich die Römer an, wodurch sich der Ort den Rang einer Stadt erkämpfte. Auch die Sueben und Byzantiner verbrachten wohl einige Jahre an diesem Ort. Große Bedeutung erlangte Ronda, als sie schließlich zur Hauptstadt von Takarunna, einer der Provinzen von Al-Andalus wurde. Die arabische Periode währte am längsten  in der sich zahlreiche Baudenkmäler und Monumente zum Himmel erstreckten.

Foto: Palacio de Mondragon

Die meisten, bis heute erhaltenen maurischen Adelshäuser, Paläste, Moscheen und die Stadtmauer stehen seit der Herrschaft der Araber ab 711 nach Christus. 1485 unterlagen die Mauren den Christen, was die stärkste Veränderung des Stadtbildes mit sich brachte. Ronda durchlebte eine neue Blütezeit.

Im 18. Jahrhundert und mit Beginn des modernen Zeitalters erlangte Ronda seine endgültige Stellung, die zu seiner Bedeutung in Andalusien führte. In dieser Epoche wurden die wichtigsten Denkmäler der ehemaligen und aktuellen Aristokratie der Stadt gebaut. 1785 kämpften die ersten Stiere auf dem Plaza de Torro und Ronda entwickelte sich nach und nach zu einer ländlichen Stadt, die ihren Schwerpunkt auf die Landwirtschaft und Viehwirtschaft legte. Zu Beginn der sechziger Jahre trieb es nun auch unzählige Touristen in die außergewöhnliche, unter Denkmalschutz stehende Stadt.

Heute zeichnet sich Ronda durch seinen romantischen Charakter aus. Die Stadt verführt zum Träumen und Nachdenken. Doch aufgepasst! Ist man auch nur einen Augenblick abgelenkt, hat man vielleicht schon ein wichtiges Detail übersehen…

Eine große Anzahl an Bustouren bringen täglich viele Touristen in das beliebte Ronda. Auf zwei unterschiedlichen Wegen lässt sich die Stadt auf der außergewöhnlichen Lage erreichen. Die erste Route führt von Malaga durch das Inland, während sich ein weiterer Weg entlang der Küste erstreckt. Diese Route ist zwar dreißig Minuten länger als die erste, überzeugt aber durch ihre wunderschöne Landschaft.

Foto: Plaza de Espana

In dem 37 000 Seelenstädtchen angekommen, benötigt man nicht zwingend einen Reiseführer, um zu erkennen, was diesen Ort so einzigartig macht. Fast an jeder Ecke gelangt man in den Genuss der vielen Sehenswürdigkeiten, die alle absolut für sich sprechen.  Gutes Schuhwerk ist jedoch dringend zu empfehlen, denn steile Sträßchen und Gassen, holpriges Kopfsteinpflaster und Treppen sind kaum zu vermeiden. Erwähnenswert ist außerdem, dass es in Ronda im Winter ziemlich kalt werden kann, im Sommer  jedoch sehr heiß.

Beginnen kann man seinen Marsch im neuen Teil der Stadt (el Mercadillo). Einer der vielen Denkmäler Rondas, das ehemalige Kloster der Mercede fordert Touristen zum Verweilen und Fotografieren auf. Prächtige Palmen vor dem Eingangstor sorgen für ein stimmiges Bild.

Foto: das ehemalige Kloster  Mercede

Nur noch die dreischiffige Kirche mit Garten ist aus dem Baujahr von 1585 erhalten geblieben, während im Inneren noch verschiedene Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert und die Statue der Virgen Maria (19. Jahrhundert) zu besichtigen sind. Einige Meter weiter, auf der Virgen de la Paz, befindet sich die älteste Stierkampfarena Spaniens aus dem Jahre 1785. Sie ist die einzige mit komplett überdachten Sitzreihen, die in zwei Stockwerken ein ungewöhnlich großes Rund umgeben.

Foto: ein imposanter Torro bewacht die ältesten Stierkampfarena Spaniens aus dem Jahre 1785

Dazu gehört  das Museo Taurino, in dem man in die Geschichte des Stierkampfs eingeführt wird. An diesem magischen Ort ruht die Geburtsstätte des spanischen Stierkampfes. Pedro Romero (1754- 1838) zelebrierte einst den Stierkampf als wahre Kunstform und blickte noch als Zweiundsiebzigjähriger dem Torro in die Augen. Angeblich soll er 6000 Stiere getötet haben, ohne jemals von einem verletzt worden zu sein. Dem Held aus vergangenen Tagen zu Ehren wurde diese Arena, mit dem kleinen Museum, zum Nationaldenkmal erklärt.

Lässt man die beeindruckende Arena hinter sich und folgt der „Virgen de la Paz“ in Richtung Neue Brücke kann man, je nach Bedarf, noch die Carrera Espinel passieren.

In dieser belebten 500 Meter langen Fußgängerzone wimmelt es von kleinen Cafes, Restaurants und schicke Läden, deren Qualitätsangebot den Geschäften großer Städte in nichts nachsteht. Nach dem kleinen Abstecher führt uns die Virgen de la Paz weiter bis zum Plaza de Espana, von wo aus man einen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt werfen kann, die Puente Nuevo.

Sie ist zweifellos ein spektakuläres Meisterwerk der Baukunst aus dem Achtzehnten Jahrhundert. Vor der Rückeroberung spaltete der tiefe Felseneinschnitt, der als offener Engpass durch den Rio Guadalevin ein problematisches Verkehrshindernis darstellte, Ronda in zwei Gebiete. Erst seit mehr als 300 Jahren nach der Rückeroberung spannte sich die neue Brücke über die Schlucht, um sich an der schmalsten Stelle des hier 100 Meter tiefen Abgrundes eine Verkürzung von 70 Metern über der Schlucht zu bahnen.

Unentwegt verspürt man den Drang, den dunklen Grund der atemberaubenden Schlucht ganz aus der Nähe und von allen möglichen Seiten zu inspizieren. Ein abenteuerlicher Mühlweg Camino de los Molinos führt von der Südstadt hinunter zur Tajo, was ein absolut romantisches Naturspektakel für Wanderer und Reiter darstellt. Wagt man die Schritte über die Brücke gelangt man schließlich in das maurische Viertel, auch Ciudad oder altes Ronda genannt. In den engen Altstadtgassen fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt. Kleine Hinterhöfe, versteckte Museen, Kunstgalerien und gemütliche Restaurants versprühen ihren Charme.

Foto: Plaza Duquesa de Parcent

Auch der schönste Platz der Stadt, Plaza Duquesa de Parcent, auf der die Hauptkirche Rondas steht, beeindruckt mit niedlichen Häusern und schmiedeeisernen Gitterbalkonen.  Der Eingangsraum der schönen Kirche Iglesia Santa Maria la Mayor öffnet sich nach einer Seite zur reich verzierten Gebetsnische der Moschee, die früher an diesem Platz stand. Die Kirche wurde nach christlicher Eroberung Rondas erbaut, bei der Stile aus Gotik und Renaissance liebevoll aufeinander stoßen.

Nur schweren Herzens verlassen wir nach einem beeindruckenden und erkenntnisreichen Tag diese wunderschöne, romantische und geschichtsträchtige Stadt. Es ist schwer sich festzulegen, welche Seite der Stadt man bevorzugt, denn sowohl das alte Viertel mit seinem Flair alter Geschichte, als auch die fröhliche Atmosphäre der Neustadt haben durchaus ihren jeweils eigenen Reiz. Gerade Rondas Vielfalt und sein Reichtum an Kultur und Tradition, gepaart mit dem romantischen Charme, die sie ausstrahlt, machen diese Stadt so unglaublich faszinierend.

Quelle: © Text/ Fotos Katherina Kypkes-Spanien aktuell