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Die Klimakrise ist mittlerweile eine weitgehend anerkannte Tatsache, dass sie von unserer Übernutzung fossiler Energieträger verursacht wird, auch das ist immerhin ein Fortschritt, für den es 50 wertvolle Jahre gebraucht hat. Einerseits blenden wir ungemütliche Tatsachen lieber aus. Dazu kommt, dass uns Argumente allein nicht überzeugen, es braucht den emotionalen Zugang, den wir schwer herstellen können, wenn es sich um Dinge handelt, die in „ferner“ Zukunft liegen.

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Wobei sich nun zeigt, dass die nicht so fern ist wie wir es gerne hätten. Die Wissenschaft hat lange vorsichtig formuliert, um nicht als Panikmacherin da zu stehen. Der Erdölindustrie war der Zusammenhang von CO2 Ausstoß und Treibhauseffekt schon lange klar, aber deren Lobby hat die Erkenntnis unter den Teppich gekehrt. Wir haben nur noch 10 Jahre um das Ziel von maximal 1,5 °C Erwärmung über vorindustrielle Durchschnittstemperatur nicht vollständig aus den Augen zu verlieren.

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Die „Erneuerbaren“ sind als vermeintlich ultimative Lösung in aller Munde. Trotzdem will niemand den Windgenerator vor seiner Haustür haben. Besser die Dinger weit ab in den Wald oder ins Meer stellen, so dass Schattenwurf und Lärm nicht stören. Ob es die Tierwelt stört, geschenkt. Nun wo die Zeit drängt und Putin obendrein durchdreht, erst recht.

Die Umweltverträglichkeitsprüfungen sollen am liebsten wegfallen, damit die Spargel schneller aufgestellt werden können.

Wegen fortlaufender und systematischer Verstöße gegen das EU-Naturschutzrecht reichen die Naturschutzinitiative e.V. (NI), der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität e.V. (VLAB) und die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) sogar eine Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland ein.

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Ein nicht von der Hand zu weisendes Argument für die Aufstellung im Meer ist der stärkere Wind. Aber schon jetzt ist klar, dass in der Nordsee einige Meeresvögel Windparks vollständig meiden, darunter die zu den Seetauchern gehörenden Stern– und Prachttaucher. Der Bestand an Seetauchern ging im Umkreis von einem Kilometer um die Windkraftanlagen Bard/Austerngrund und nördlich von Borkum um 94 % zurück, im Umkreis von zehn Kilometern um 54 %.

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Insgesamt sank der geschätzte Bestand der Seetaucher in der südlichen Nordsee um 29 % von knapp 35.000 Individuen vor dem Bau der Windkraftanlagen auf weniger als 25.000 Vögel nach dem Bau. Keine anderen Seevögel zeigen eine derart negative Reaktion auf die Anwesenheit der Windkraftanlagen. Einige werden sogar von den Fischen angelockt, die sich zwischen den Unterwasserstrukturen ansiedeln, laufen aber Gefahr von den Rotorblättern vernichtet zu werden. Nicht nur ortstreue Arten sind gefährdet, auch solche die wandern. Für ein Pilotprojekt wurden am 13.05.2023 zum ersten Mal Windräder vor der Küste der Niederlande für 4 Stunden abgeschaltet, weil ein massiver Vogelzug vorhergesagt wurde. Die Vorhersage basiert auf einem Modell eines Doktoranden der Universität Amsterdam, welches Wetterdaten nutzt, um den Vogelzug 2 Tage im Voraus vorherzusagen. Im Frühling und Herbst ziehen in manchen Nächten Millionen von Vögeln über die Nordsee. Auch das Kabelgewirr, welches wegen dezentraler Stromgewinnung an Land auf Masten gespannt wird, kann für Vögel bei schlechter Sicht zu einer tödlichen Falle werden.

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Politiker sollten in jedem Fall die bestehende Krise der Artenvielfalt berücksichtigen. Analysen zu vielen Arten an verschiedenen Standorten könnten helfen, herauszufinden, welche Meeresgewässer sich am besten für Windkraftanlagen eignen, ohne Artenschutzziele zu gefährden.

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Ein Problem lässt sich schlecht durch ein folgendes beheben. Es zeigt sich mal wieder, dass wir dazu neigen uns auf Lösungen zu stürzen die nicht bis zu Ende gedacht sind. Dazu gehört auch die Kernspaltung. Hoffnungsträger sehen anders aus:

– Photovoltaik (Strom aus Sonnenlicht), Agrophotovoltaik (Solarzellen auf Äckern)
Nutzung von UV-Licht (Umwandlung in sichtbares Licht für Solarzellen, so dass sie auch an bewölkten Tagen Strom liefern) – Warm Wasser (Sonnenkollektoren, Wärmepumpen für Fernwärme)
Geothermie (Wärme aus dem Erdinneren)
Anders gebaute Windkraftanlagen
– Solarchemie (zB. Grüner Wasserstoff aus solarer Wasserspaltung).

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– Kernfusion, die einzige Technologie mit dem potenzial, zentralisiert ausreichend Energie zu produzieren, ohne CO2 Ausstoß und ohne radioaktivem Abfall (Stellarator, Tokamak und Trägheitsfusion).

Text : Jörn Selling Firmm  www.firmm.org