Fotograf: Jim Abernethy Fotocredit: Jim Abernethy/IFAW

EU muss Verantwortung übernehmen und könnte Weichen für globalen Haischutz stellen

Haie zählen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen. Heute ist weltweit jede zweite Hai-Art bedroht. Gründe dafür sind die Zerstörung des Lebensraums und der Handel mit Haifleisch und Haiflossen, dem jedes Jahr mehr als 100 Millionen Haie zum Opfer fallen. Europa spielt eine zentrale Rolle beim unregulierten Handel mit Haiflossen und -fleisch und damit dem Niedergang vieler Haiarten – das zeigt ein neuer Bericht. Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) und die Meeresschutzorganisation OceanCare forderten die Staaten der EU dazu auf, bei der in Montréal (Kanada) vom 7. bis 19. Dezember stattgefundenen Artenschutzkonferenz einen zukunftsweisenden Schritt für den Schutz der Haie zu gehen. Die Zeit drängt!

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In den letzten 50 Jahren sind die Haipopulationen der offenen See um etwa 70% zurückgegangen. An jedem fünften untersuchten Riff sind die Haipopulationen funktionell ausgestorben, was enorme Folgewirkungen für die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme nach sich zieht. Hauptdrehscheiben des weltweiten Handels mit Haifleisch und -flossen sind Hongkong, Taiwan und Singapur. Jedoch wird die Rolle der europäischen Staaten als Lieferanten oft unterschätzt. Im Zeitraum 2003 bis 2020 kamen durchschnittlich 28% der Lieferungen von Haiflossen auf die obigen Marktplätze aus EU-Mitgliedstaaten, vor allem aus Spanien – in absoluten Zahlen 10.465 Tonnen pro Jahr. Im Jahr 2020 betrug der EU-Anteil sogar 45%!

Dies geht aus dem vom IFAW im März 2022 veröffentlichten Bericht Supply and Demand: The EU’s role in the global shark trade, der die Rolle der EU-Staaten im globalen Handel mit Haiflossen und -fleisch aufzeigt und Schutzmaßnahmen einfordert, hervor.

Dieser Handel geschieht weitgehend unreguliert. „Von den Hai-Arten, die im Handel zu finden sind, sind 70% gefährdet. Aber nur 25% sind vom Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) erfasst, das den internationalen Handel so regeln soll, dass Arten nicht aufgrund des Handels aussterben. Überdies ist bei abgetrennten Flossen und bei Fleisch oft kaum noch festzustellen, von welcher Art sie stammen. So werden die Flossen vom Aussterben bedrohter Haie zusammen mit solchen von noch häufigeren Arten gehandelt“, erklärt Andreas Dinkelmeyer, Campaigns und Communication Manager, IFAW in Deutschland.

Eine zentrale Forderung ist, den Handel mit betroffenen Hai-Arten streng zu regulieren. Die EU hat selbst einen wichtigen Schritt in diese Richtung gesetzt und für die im November stattfindende CITES-Vertragsstaatenkonferenz die Aufnahme der Familie der Hammerhaie in Anhang II vorgeschlagen. Das Gastgeberland der Konferenz, Panama, hat den Hai in das Konferenzlogo aufgenommen und wird selbst einen Antrag auf Listung der Familie der Requiemhaie einbringen. Die EU, die bei CITES immer als einheitlicher Block abstimmt, ist hier aufgerufen, sich ihrer Verantwortung für den Haischutz zu stellen und den Antrag Panamas mitzuunterzeichnen.

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„Europa hat die Wahl, ob es das Überleben von Haien weiter gefährden oder eine zentrale Rolle bei ihrem Schutz einnehmen möchte“, sagt Nicolas Entrup, Leiter Internationale Zusammenarbeit bei OceanCare. „Wir appellieren an die österreichische Regierung, die sich international als ‚Blue Leader‘ zum Schutz der Ozeane verpflichtet hat, dem Haischutz innerhalb der EU sowie global Gewicht zu verleihen!“

Quelle: OceanCare www.oceancare.org