
Inmitten des touristischen Trubels Spaniens gibt es noch immer Ecken des Landes, die abseits der ausgetretenen Pfade liegen. Diese Regionen sind nicht nur weniger bekannt, sondern bieten oft unberührte Landschaften, authentische Erlebnisse und einen tiefen Einblick in die spanische Kultur, fernab von überfüllten Stränden und touristischen Hotspots.

Spanien ist ein Land voller Kontraste – von den lebhaften Straßen Madrids bis zu den ruhigen Dörfern in den abgelegenen Regionen. Wenn Sie auf der Suche nach dem wahren, unberührten Spanien sind, dann sollten Sie diese weniger bekannten, aber faszinierenden Ziele auf Ihre Liste setzen.
Das geheimnisvolle Tal von Arán in den Pyrenäen: Ein unentdecktes Juwel
Im äußersten Nordwesten Spaniens, im Herzen der katalanischen Pyrenäen, liegt das Val d’Arán, ein abgelegenes Tal, das bis heute vielen Reisenden verborgen geblieben ist. Diese Region zeichnet sich durch eine atemberaubende Landschaft aus, die von mächtigen Bergen, grünen Wiesen und tiefen Wäldern geprägt ist. Doch was das Tal besonders macht, ist nicht nur seine Natur, sondern auch seine einzigartige Mischung aus spanischer und französischer Kultur. Als einziges Tal Kataloniens, das nach Frankreich führt, besitzt es eine besondere Mischung aus katalanischem und okzitanischem Erbe.

Das Val d’Arán ist ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber, die das authentische Spanien suchen, abseits der touristischen Massen. Hier kann man auf einsamen Wegen wandern, in klaren Gebirgsbächen baden oder die malerischen Dörfer besuchen, die von einer fast mystischen Ruhe umgeben sind. Arties, eines der bekanntesten Dörfer, besticht durch seine gepflasterten Gassen und das romantische Kloster von Santa María, das zu den bedeutendsten Denkmälern des Tals zählt.
Für Wintersportfreunde ist das Skigebiet Baqueira-Beret im Tal ein unentdecktes Paradies. Es gilt als eines der besten Skigebiete Spaniens, jedoch weit weniger überlaufen als die bekannten Pisten in den Alpen.
Galicien – Land der mystischen Küsten und historischen Schätze

Im Nordwesten Spaniens, wo der Atlantik auf die Küste trifft, liegt Galicien, eine Region, die oft zu Unrecht im Schatten der bekannten touristischen Ziele Spaniens steht. Während der Camino de Santiago international bekannt ist, haben die Küstenregionen und das ländliche Galicien ihre Authentizität und den Charme bewahrt.
Die Rías Baixas, mit ihren geschützten Buchten, die von steilen Klippen umgeben sind, gehören zu den unberührtesten Küstenregionen Spaniens. Besonders der Strand von Rodas, auf den die Sonne hier das ganze Jahr über in sanften Wellen trifft, gilt als einer der schönsten Strände Europas – und dennoch ist er nie überfüllt. Combarro, ein malerisches Fischerdorf, scheint die Zeit angehalten zu haben. Mit seinen traditionellen Hórreos (Getreidespeichern) und den engen Gassen, die direkt zum Hafen führen, vermittelt es einen nostalgischen Eindruck des alten Galiciens.

Die Region ist nicht nur für ihre Küste bekannt, sondern auch für ihre reiche Geschichte und Kultur. In der Stadt Santiago de Compostela, dem Endpunkt des berühmten Jakobswegs, thront die beeindruckende Kathedrale, die nicht nur für Pilger, sondern auch für Geschichts- und Architekturinteressierte ein Muss ist. Doch abseits der religiösen Bedeutung bietet die Stadt eine Vielzahl an geheimen Ecken: die Altstadt, die in ihren verwinkelten Gassen ein Paradies für Feinschmecker und Kunstliebhaber ist, oder die Casa do Cabildo, ein Meisterwerk der Renaissance-Architektur.
Extremadura – Spaniens verborgenes Naturparadies und historische Schätze

Die Region Extremadura ist eine der am wenigsten bereisten Ecken Spaniens, was sie zu einem wahren Geheimtipp macht. Sie liegt im Westen des Landes und ist vor allem für ihre unberührte Natur und die historischen Städte bekannt. Extremadura ist ein Ort der Stille und der Weite – ideal für Reisende, die nach Ruhe und Abgeschiedenheit suchen.
Der Naturpark Monfragüe ist ein besonders beeindruckendes Highlight der Region. Dieser Naturpark, der zum UNESCO-Biosphärenreservat gehört, ist ein Paradies für Vogelliebhaber. Hier können Sie mit etwas Glück Königsadler, Geier und Schwarzstörche in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Wanderwege führen durch schattige Wälder und über steile Felsen, von denen aus sich atemberaubende Ausblicke auf die unberührte Landschaft bieten.

Neben der Natur bietet Extremadura eine Fülle an historischen Städten. Cáceres und Trujillo sind zwei der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Spaniens und gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die imposante Stadtmauer von Cáceres und der markante Plaza Mayor in Trujillo versetzen Besucher in eine längst vergangene Zeit. In Trujillo können Sie zudem das beeindruckende Castillo de Trujillo besichtigen, eine Festung, die noch immer von der glorreichen Vergangenheit der Region zeugt.
Die Costa de la Muerte – Spaniens geheimnisvolle Küste

Wenn man an Spaniens Küsten denkt, kommen einem sofort Bilder von goldenen Stränden und lebhaften Badeorten in den Sinn. Doch es gibt auch eine Küste, die in vielerlei Hinsicht mystisch und wild ist – die Costa de la Muerte (Küste des Todes) im Nordwesten Galiciens. Dieser wenig besuchte Teil Spaniens ist bekannt für seine dramatischen Felsen, unberechenbaren Wellen und die zahlreichen Schiffswracks, die hier seit Jahrhunderten das Schicksal vieler Seefahrer besiegelten.
Der Name „Küste des Todes“ ist kein Zufall: Die Region war im 18. und 19. Jahrhundert berüchtigt für ihre gefährlichen Strömungen und Nebelbänke, die unzählige Schiffe in die Untiefen zogen. In der Bucht von Corcubión etwa liegt ein riesiges Schiffswrack aus dem 19. Jahrhundert, das von den Einheimischen als Mahnmal für diese stürmische Vergangenheit gehütet wird. Wer sich für maritime Geschichte interessiert, kann die Gegend rund um den Faro de Finisterre (Leuchtturm von Finisterre) besuchen, einen der ältesten Leuchttürme Spaniens, der noch immer von Seeleuten als Orientierungspunkt genutzt wird.

Die Costa de la Muerte ist jedoch nicht nur ein Ort für Geschichtsinteressierte, sondern auch für Naturliebhaber und Wanderer ein wahres Paradies. Entlang der Küstenwanderung von A Costa da Morte kann man in unberührte Naturlandschaften eintauchen, die von Steilküsten, dramatischen Felsen und weitläufigen Dünen geprägt sind.

Besonders die Region rund um den Nationalpark von Fragas do Eume, ein dicht bewaldetes Gebiet, das wie ein uralter Dschungel wirkt, ist einen Besuch wert. Hier kann man auf verschlungenen Wegen wandern und die vielfältige Flora und Fauna dieser abgelegenen Region erleben.
Trotz der stürmischen Vergangenheit hat die Costa de la Muerte einen einzigartigen Charme. Abseits der Touristenströme bietet sie einen authentischen Einblick in das Leben der galicischen Küstenbewohner und eine Ruhe, die in den überfüllten Regionen Spaniens kaum noch zu finden ist. Wer also die wahre Seele Spaniens kennenlernen möchte, fernab von den üblichen Touristenzielen, sollte unbedingt diese mystische Küste besuchen.
Die Berge von Soria – Spaniens versteckte Bergwelt
Inmitten der weiten Ebenen Kastiliens verbirgt sich ein wahres Naturparadies: die Berge von Soria. Diese weniger bekannte Region im Herzen Spaniens, nahe der Grenze zu La Rioja und Aragón, ist ein Geheimtipp für Wanderer und Naturliebhaber, die sich für eine abgelegene und unberührte Landschaft interessieren.

Die Sierra de Urbión, ein Gebirgszug im Süden von Soria, ist besonders im Herbst ein beeindruckendes Ziel, wenn sich die Wälder in ein Meer aus goldenen und roten Farben verwandeln. Der höchste Gipfel, der Picón de Cobaleda, ist ein ideales Ziel für Wanderer und bietet atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Natur. Im Winter verwandelt sich die Region in ein kleines Winterwunderland mit nur wenigen Touristen, was sie zu einem hervorragenden Ziel für ungestörte Erholung macht.

Doch was die Region besonders interessant macht, ist ihre Geschichte und ihre versteckten Dörfer. Soria war einst ein Zentrum der mittelalterlichen Geschichte Spaniens und beherbergt viele historische Stätten wie das Kloster San Juan de Duero, ein aus dem 12. Jahrhundert stammendes Wahrzeichen, das auf den ersten Blick fast vergessen wirkt. Auch die römischen Ruinen von Numantia, der Schauplatz eines berühmten Widerstands gegen die Römer, ziehen sich über sanfte Hügel und bieten eine geheimnisvolle Kulisse.
Entdecken Sie Spaniens andere Seiten
Spanien ist weit mehr als nur seine berühmten Städte und Strände. Wer abseits der ausgetretenen Pfade reist, wird mit unvergesslichen Erlebnissen, atemberaubenden Landschaften und einem tiefen Einblick in die spanische Kultur belohnt. Es sind diese weniger bekannten Orte, die den wahren Charme Spaniens ausmachen und die Reise zu einem einmaligen Abenteuer machen.
Text – Cesar Certier – Spanien aktuell ©