Die globalen Agrarpreise steigen auf ein neues Allzeithoch. Ukrainekrieg, Energiekrise, Kostenexplosion und unterbrochene Lieferketten, sind nur einige Ursachen.

Hilfsorganisationen befürchten, dass der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene humanitäre Krise dazu führen könnten, dass andere Krisenschauplätze in Vergessenheit geraten.

Vertrocknete Ernten. Verbranntes Weideland. Verdurstetes Vieh. Mütter und Kinder auf der Suche nach Wasser und Nahrung. Drei Regenzeiten sind am Horn von Afrika ausgeblieben. Die Vereinten Nationen (UN) sprechen von der schlimmsten Dürre seit 1981, mit fatalen Folgen für die Menschen. In Teilen Somalias, Äthiopiens und Kenias sind mehr als 13 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht, wie es vom UN-Welternährungsprogramm (WFP) heißt.

Am härtesten trifft es derzeit erneut Somalia. Dort sind 4,5 Millionen Menschen direkt von der Dürre betroffen, etwa 700 000 sind deswegen auf der Flucht, so die UN. Allein in nur einer Woche im April 2022 sind fast 900 Familien im Al-Hidaya-Lager am Stadtrand der Hauptstadt Mogadischu angekommen. Dort leben die Menschen unter von Stöcken gehaltenen Plastikplanen. Einmal am Tag gibt es etwas zu essen, Mais und Brot.

Seit Dezember herrscht Wasserknappheit in Somalia, in Teilen des Landes hat sich der Preis nicht nur für Wasser verdoppelt. Die Verantwortlichen für Al-Hidaya erwarten, dass in der kommenden Zeit noch mehr Menschen aus anderen Teilen des Landes hier Zuflucht suchen werden. Vor allem Kinder und ältere Menschen seien geschwächt, sagt Gemeindevorsteher Nadifo Hussein.

In Somalia drohe dieses Jahr 1,4 Millionen Kindern unter 5 Jahren akute Mangelernährung, heißt es von der UN. Solchen Kindern fehlt es an Nährstoffen wie Vitaminen, Eiweiß und lebenswichtigen Spurenelementen. Sie werden anfälliger für Erkrankungen wie Durchfall und Lungenentzündung. Im schlimmsten Fall droht vielen von ihnen der Tod.

Auch im benachbarten Äthiopien kämpfen die Menschen in mehreren Regionen im Südosten des Landes ums nackte Überleben.

Mindestens 140 Millionen Dollar (knapp 127 Millionen Euro) werden nach Schätzungen benötigt, um z.B. am Horn von Afrika eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Zugesagt sind bislang rund 57 Millionen Dollar.

2011 waren allein in Somalia mehr als 250 000 Menschen im Zuge einer Hungerkrise gestorben. Experten befürchten eine ähnliche humanitäre Katastrophe, sollte der Finanzierungsbedarf der Hilfsorganisationen nicht gedeckt werden können.

Die USA und die EU stellten im vergangenen April der Ukraine zusammen über 2,3 Milliarden Euro für Waffenlieferungen zur Verfügung.

Es ist schon erstaunlich, wie viel Geld für Waffen aufgebracht werden kann und wie wenig für Lebensmittel etc. zur Verfügung steht, um Menschen vor dem Verhungern zu retten.