Das Weltklima verändert sich schneller als je zuvor und die Menschen in Europa sind mehr und mehr über diese Gefahr informiert. Auf das Wissen folgen Taten. Denn Bürgerinnen und Bürger, Regierungen und Unternehmen erkennen, dass die Umstellung auf umweltfreundlichere Energieformen kommen muss. 

Trotz der Fortschritte bei den Erneuerbaren-Energien importiert die EU immer noch 54 Prozent ihres Energiebedarfs. Dazu gehören 90 Prozent des Rohöls und 69 Prozent des Erdgases. Diese Abhängigkeit vom Import hat einen hohen Preis: Im Jahr 2013 gab die EU über 400 Milliarden Euro für Brennstoffe aus, 2015 immer noch mehr als 260 Milliarden. Diese Differenz kam nicht zustande, weil sich die Nachfrage verringerte, sondern weil die Preise auf dem Weltmarkt sanken – ein Hinweis auf die Anfälligkeit der EU für Preisschwankungen im Rohstoffsektor. Eine weitere Sorge besteht darin, von einigen Lieferländern zu abhängig zu sein und damit die Sicherheit der Versorgung zu gefährden. Die EU importierte 2015 knapp 28 Prozent ihres Rohöls aus Russland, 11 Prozent aus Norwegen, 8 Prozent aus Nigeria und weitere 8 Prozent aus Saudi-Arabien. Russland und Norwegen sind die größten Gaslieferanten (29 beziehungsweise 26 Prozent), gefolgt von Algerien (9 Prozent) und Katar (6 Prozent). Von beiden Energieträgern kommt also jeweils mehr als die Hälfte aus nur vier Ländern.

Das Kabinett in Madrid hat ein königliches Dekret im Oktober 2018  verabschiedet, das ein Paket von Maßnahmen zur Beschleunigung der Energiewende im Land enthält. Dazu gehörte  z.B. die Abschaffung der „Sonnensteuer“, mit der sich das Land bei internationalen Experten lächerlich gemacht hat. Mit der abgeschafften Sonnensteuer will die Regierung den Ausbau der erneuerbaren Energien in Spanien beschleunigen. Schließlich schwebt über Madrid immer noch das Damoklesschwert einer Klage aus Brüssel, wenn das Land seine Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht erreicht.

Dass es auch gut funktionieren kann, wenn man sich auf die Energiewende einlässt, zeigt Marokko.

Auf 3.000 Sonnenstunden kommt Marokko im Jahr; ein Rohstoff im Überfluss und in der Gegend  von „Ouarzazate“ entsteht mit einer Leistung von 580 Megawatt der weltweit größte Solarkomplex, der größer ist als Paris .

Die deutsche Förderbank KfW unterstützt das Projekt mit 800 Millionen Euro. Der Solarkomplex im Süden Marokkos soll elektrische Energie für ca.1,3 Millionen Menschen erzeugen.

Marokko ist ein Vorreiter, was die Nutzung von erneuerbaren Energien, wie Wind, Sonne und Wasserkraft anbelangt. Bis 2020 will das Land seinen Anteil der installierten nachhaltigen Stromerzeugung auf rund 42 Prozent steigern; bis zum Jahr 2030 sollen es sogar 52 Prozent sein. Die zwei Solarkomplexe in Ouarzazate und Midelt sind die Leuchtturmprojekte des marokkanischen NOOR-Solarplans (NOOR = arabische für Licht). Das Ende 2018 fertiggestellte Projekt NOOR-Ouarzazate bezieht seine Gesamtleistung von 580 Megawatt aus drei CSP-Kraftwerken und einer Photovoltaikanlage. NOOR-Midelt I wird mit zwei CSP/PV-Hybridkraftwerken eine Gesamtleistung von 800 Megawatt erreichen. Im Herbst diesen Jahres sollen die Bauarbeiten beginnen.

Das Hybridkraftwerk aus solarthermischem Strom und Photovoltaik bietet regelbaren Solarstrom zu einem Preis an,  der konkurrenzfähig ist mit Strom aus Gaskraftwerken. Somit könnte es in sonnenreichen Ländern erstmalig möglich sein, komplett auf den Import von fossilen Brennstoffen für die Stromerzeugung zu verzichten. 

Der in Ouarzazate erzeugte Strom soll zunächst einmal den eigenen Bedarf Marokkos decken. Aber das Großprojekt schließt den Traum nicht aus, den klimafreundlichen Solarstrom für die Energieversorgung auch nach Europa zu exportieren.