Fast jeder hat ihn immer in seiner Nähe, er ist 24 Stunden aktiviert und immer in Reichweite.

Der kleine Spion ist unser „Smartphone“  und das klein bezieht sich nur auf sein Format denn seine Leistung stellt selbst James Bond in den Schatten.

Unser kleiner Spion erfasst, verknüpft und verwertet fast alle unseren persönliche Daten.

Smartphones und die darauf installierten Apps sind eines der größten Einfallstore für Unternehmen, die persönliche Daten über Nutzer sammeln.

Die von Fitness-Trackern, Smartwatches und Apps gemessenen Daten über Körper und Gesundheit haben großes kommerzielles Potenzial. Im Internet der Dinge wird die Überwachung durch vernetzte Sensoren omnipräsent. Smartphones ermöglichen mit ihren unzähligen Sensoren und den darauf gespeicherten Daten sehr weitgehende Einblicke in Persönlichkeit und Alltag ihrer BesitzerInnen. 71% der kostenlosen Android-Apps und 32% der kostenlosen iOS-Apps übertragen persönliche Daten an Werbenetzwerke; mehr als die Hälfte greifen auf sensible Informationen wie Standort-Daten zu.

Nach einer Untersuchung von 26 Datenschutzbehörden aus 19 Ländern greifen 31% von 1200 populären Apps auf Daten zu, ohne dass dies für die eigentliche Funktion der App notwendig wäre. 59% der Apps werden als bedenklich eingestuft, da sie die Nutzer nicht ausreichend darüber informieren, welche Daten genutzt und weitergegeben werden.

Durch die rasante Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien dringt die Erfassung persönlicher Daten immer mehr in den Alltag ein.

Unsere Vorlieben und Abneigungen werden heute in einem Ausmaß digital gespeichert, verarbeitet und verwertet, was bis vor wenigen Jahren undenkbar war. Einzelne Personen werden über Geräte und Plattformen hinweg wiedererkannt, deren Verhalten und Bewegungen detailliert ausgewertet, Persönlichkeit und Interessen akribisch analysiert.

Gleichzeitig lassen sich im Zeitalter von Big Data mit automatisierten Methoden schon aus rudimentären Metadaten über Kommunikations- und Online-Verhalten umfangreiche Persönlichkeitsprofile erstellen. Und schon beginnt das  Data Mining,  große Mengen persönlicher Daten zu analysieren und darin Muster und Zusammenhänge zu finden. Mit dem Data Mining lassen sich Erkenntnisse über Einzelne gewinnen, die weit über die in den gesammelten Rohdaten enthaltenen Informationen hinausgehen  und Prognosen über zukünftiges Verhalten treffen.

Hier einige Beispiele was unser Smartphone so alles spionieren können:

Telefon: Aus unserem Telefonie-Verhalten,  wie etwa der Häufigkeit von Anrufen, lassen sich mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit individuelle Charaktereigenschaften, wie emotionale Stabilität, Extraversion, Offenheit für Neues, soziale Verträglichkeit oder Gewissenhaftigkeit berechnen, ohne auf die Kommunikationsinhalte selbst zuzugreifen. Emotionen wie Zuversicht, Unschlüssigkeit, Nervosität, Entspannung, Trauer oder Müdigkeit lassen sich relativ zuverlässig aus der Analyse von Rhythmus und Dynamik des Tippens erkennen.

Facebook: Aus Likes kann mit hoher Zuverlässigkeit auf persönliche Eigenschaften wie Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit, politische Einstellung, Religion, Beziehungsstatus oder Nikotin-, Alkohol- oder Drogenkonsum geschlossen werden.

GPS-Standorte: Aus der Kenntnis vergangener GPS-Standorte lassen sich zukünftige Aufenthaltsorte vorhersagen. Wenn die Bewegungsprofile von Bekannten einbezogen werden, sind diese Vorhersagen noch zuverlässiger. Aus einer Analyse der Verbindungen auf sozialen Netzwerken lässt sich nicht nur abschätzen, wer davon in einer romantischen Beziehung ist, sondern sogar die Wahrscheinlichkeit einer Trennung innerhalb der nächsten zwei Monate vorhersagen.

Mikrofon: Auch wenn man sein Smartphone  nicht aktiv nutzt, kann das Mikrofon eines eingeschalteten Smartphones über eine lauschende App seine Umgebung abhören und darüber Aufschluss geben, was man gerade hört. So können Musik- und Fernsehgewohnheiten, aber auch Gespräche, die man analog führt, ausgewertet und gezielt für Werbung genutzt werden. Lauschangriffe dürfen nur mit Zustimmung des Nutzers gestartet werden. Doch die gewährt man – meist unbewusst – bereits bei der Installation einer App. Nur die wenigsten Smartphone-Nutzer lesen sich die Nutzungsbedingungen vorher genau durch.

Man könnte die Liste der Spionage auf unseren Smartphone fast endlos weiterführen und wenn man einmal zu Alexa oder in unseren Haushalt schaut, wird es mit der Spionage nicht weniger. Immer mehr Alltagsgegenstände sind mit kleinen vernetzten Computern und Sensoren ausgerüstet. Neben den in Smartphones schon üblichen Sensoren vermessen Wearables nicht mehr nur Schritte, Puls oder Schlaf, sondern auch Atmung, Hautwiderstand, Blutdruck oder Blutzucker – und verfügen über Barometer, Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitssensoren. E-Book-Reader zeichnen detaillierte Informationen zum Leseverhalten auf, vernetzte TV-Geräte versenden Daten über das Fernsehverhalten. Vernetzte Autos, Stromzähler, Thermostate, Brandmelder, Kühlschränke oder Badewannen liefern umfangreiche Daten über unser Alltagsverhalten.

Aus den gesammelten Daten und den entstanden Profilen der Nutzer  werden dann zum Beispiel Daten und Adresshandel, Auto-Versicherungstarife, Bonitätsbewertungen, Negativlisten, Direktmarketing, Gesundheitsdatenbanken, Präventionsprogramme im Gesundheitsbereich, Bewertungen des Konsumverhaltens eines jeden Einzelnen.

Ziel dieser Datensammelei ist das Verdichten sämtlicher Daten für Unternehmen und Dienstleister,  damit diese Kunden mit hohem Ertragspotenzial generieren und  Kunden mit angeblichem hohem Risiko sofort aussortieren können.

Schalten Sie öfter mal den kleinen Spion ab, denn „*Durchs Abhören bekommt das Zuhören eine völlig neue Dimension!“

*Zitat: Peter E. Schumacher (1941 – 2013), Aphorismensammler und Publizist