Desertifikation, haben Sie das schon einmal gehört? Nein! Hier eine kurze Erläuterung dazu: „Desertifikation ist das Ergebnis eines vielschichtigen Prozesses, der von Menschen in Gang gesetzt u. durch den Klimawandel noch verschärft wird. Man spricht von Desertifikation, wenn in Gebieten mit relativ trockenem Klima die natürlichen Ressourcen (Boden, Vegetation, Wasser) als Folge einer zu intensiven Nutzung durch den Menschen beeinträchtigt oder zerstört werden“. Eine solche Zerstörung hat dramatische Folgen: Die Vegetation geht zurück oder verschwindet vollständig; Wasser wird zum Mangelgut; die Böden erodieren, versalzen oder versanden; Sand wird vom Wind verfrachtet u. zerstört die Infrastruktur.
Das spanische staatliche Wetteramt Aemet stuft den Küstenstreifen der Region Murcia, der Águilas, Mazarrón u. Lorca umfasst, sowie kleine Teile von Almería u. Alicante, bereits als Wüste ein. Die Trockengebiete in den letzten 70 Jahren haben sich in ganz Spanien erheblich ausgeweitet, von 11 auf 21 Prozent. In Spanien wurde die Desertifikation erst durch den Bauboom, vor allem in Touristengebieten, dann durch den hochindustrialisierten Obst-Gemüseanbau verstärkt. Obst sowie Gemüse wachsen in riesigen Monokulturen, wo vorher genügsame Früchte wie Wein oder Oliven angebaut wurden.
Ja, sie ahnen es wahrscheinlich schon, wir sind wieder beim Dauerthema dieses Sommers „Wasser“. Die Suche nach den Schuldigen für die Wasserkriese in Spanien wurde bei Steigenden Temperaturen in der Bevölkerung immer hitziger, die Touristen, die Landwirtschaft, der Klimawandel oder doch die Politik – wer trägt die Schuld an der Wasserkrise. Zusammengenommen tragen alle 4 Faktoren indirekt zu dieser Krise in Spanien bei, aber ist diese Erkenntnis nur bei einigen Geheimbunden bekannt? Nein natürlich nicht. Laut den spanischen Meteorologen von Meteored ist schon seit den 90er Jahren bekannt, was auf das Land zukommen würde. Es regne heute nicht weniger, schreiben sie in einem Bericht, aber es werde wegen des Klimawandels immer heißer. Deswegen werde der in immer kürzeren Phasen, aber dafür stärker herunterprasselnde Regen nicht mehr so gut aufgenommen vom Boden. Im Sommer 2017 suchte die „Hitzewelle Luzifer“ mit Temperaturen in Rekordhöhe von über 40 °C die südlichen Regionen Europas von der Iberischen Halbinsel bis zum Balkan heim. Seit 2017 geht es Jahr für Jahr so weiter mit Hitze u. Wasserproblemen. Was wird getan, um der Wasserknappheit in Spanien entgegenzuwirken? Die Umstellung von Überflutungsbewässerung zur Tröpfchenbewässerung (die Idee dazu hatte der 1897 in Warschau geborene Simcha Blass) in der spanischen Landwirtschaft sollte zu enormen Wassereinsparungen verhelfen, genau es wurde auch bei der Bewässerung Wasser eingespart u. da haben sich die schlauen Bauern gedacht, dass man mit dem eingesparten Wasser ja mehr Fläche für den Anbau bewässern könne u. so wurde kräftig neue landwirtschaftliche Fläche geschaffen. Von 1980 bis 2020 stieg die bewässerte landwirtschaftliche Fläche in Spanien von 2,6 Millionen auf 3,8 Millionen Hektar, während die allein vom Regen bewässerte Fläche von 20,5 auf 16,7 Millionen Hektar zurückging. Ja, da ist also nix draus geworden mit dem Wassersparen in der Landwirtschaft, aber dafür haben wir z. B. leckere Mangos u. Avocados, die in einer wüstenähnlichen Umgebung in der Axarquia’ wachsen.
Eine aktuelle Auswertung der Agentur für Stadtentwicklung Barcelona Regional zeigt, dass Hotels zwölf Prozent des verfügbaren Trinkwassers verbrauchen. Ein Tourist der Luxusklasse verschwende fünfmal so viel Wasser pro Tag wie ein Bewohner der Stadt. Wo ein Grund für die Wasserknappheit Barcelonas tatsächlich zu suchen wäre, legen Daten der katalanischen Wasser-Agentur ACA nahe: Deren Erhebungen zufolge gingen im Dürre-Jahr 2022 rund 24 Prozent des Trinkwassers verloren. 1,34 Milliarden Hektoliter versickerten irgendwo. Die ACA sieht die Verantwortung bei den Kommunen u. deren maroden Wassernetzen. In Spanien ist es bisher kaum ein Thema für die Verantwortlichen, dass bis zu 25 Prozent des Wassers in maroden Rohrleitungen verloren gehen u. ein größer werdender Teil von Wasser, das einfach verdunstet.
Nachdem die Politik jahrelang kaum reagiert hat, will die Regierung in Madrid nun nicht kleckern, sondern richtig klotzen u. in den nächsten drei Jahren 23 Milliarden Euro investieren, um die Wasser-Wende einzuleiten. So sollen unter anderem neue Wasserquellen erschlossen werden, die Wiederverwendung von Abwasser soll ausgeweitet werden, Großaufbereitungsanlagen für Brauchwasser sind beschlossen, ebenso Meerwasserentsalzungsanlagen. Ein nationaler Rat soll sich um die Bekämpfung der Wüstenbildung kümmern.
Na also, läuft doch! In 3 Jahren ist alles wir wieder gut !?!