Fast 60 Prozent der Haiarten im Mittelmeer gefährdet / EU ist Drehscheibe für internationalen Handel
Gefürchtet, gejagt und gehandelt – das ist das Schicksal von bis zu 100 Millionen Haien und Rochen pro Jahr weltweit. Ihr Fleisch dient den Menschen als Nahrung, Leberöl und Knorpel landen als Rohstoff in der Pharma- und Kosmetikindustrie, ihre Haut wird zu Leder verarbeitet. Ihre Flossen gelten mancherorts als Delikatesse. Außerdem eilt Haien immer noch der falsche Ruf eines blutrünstigen Monsters voraus. Anlässlich des morgigen Tags der Haie macht der WWF Deutschland daher auf den dramatischen Zustand der Haibestände und ihre essentielle Rolle in den Meeren aufmerksam: „Haie und Rochen gehören zu den gefährdetsten Tierarten der Welt: über ein Drittel der Arten sind weltweit vom Aussterben bedroht – das hat fatale Folgen für das gesamte marine Ökosystem, von dem auch wir Menschen abhängen”, warnt Heike Zidowitz, Hai-Expertin beim WWF Deutschland. Denn Haie und Rochen erfüllen wichtige Funktionen in den marinen Nahrungsnetzen und sind essentiell für das Gleichgewicht der Ozeane. „Gesunde Populationen von Haien und Rochen sind Zeichen für gesunde Meere. Sie sie halten die Bestände ihrer Beute vital und gesund, sorgen für ein ausgeglichenes Verhältnis der Arten in den Lebensräumen und für einen Nährstoffaustausch zwischen Wasserschichten“, so Zidowitz.
Weltweit gibt es mehr als 1.200 Arten von Haien und Rochen. Überfischung ist hauptverantwortlich dafür, dass mittlerweile 37 Prozent aller Hai- und Rochenarten weltweit bedroht sind. Im Mittelmeer ist die Situation noch dramatischer – 58 Prozent gelten hier mittlerweile als bedroht. Die EU gilt als internationale Drehscheibe für den globalen Handel mit Haien und Rochen: 236.000 Tonnen Haifleisch und -flossen sowie Rochen wurden zwischen 2009 und 2021 allein von Spanien als zweitgrößte Hai-Fischereination der Welt aus exportiert. Auch landet Haifleisch in der Mittelmeerregion häufig unerkannt auf Speisekarten, weil er illegal als Schwertfisch deklariert und angeboten wird.
Zwar verabschiedete die Europäische Union vor über zehn Jahren einen Aktionsplan zum Schutz und besseren Management von Haien und Rochen,es bleiben jedoch viele ungelöste Probleme. Ebenso steht die Überarbeitung und Aktualisierung des Plans aus. „Bei der lückenlosen Meldung von Fängen und Beifängen sowie der nachhaltigen Bewirtschaftung der Populationen besteht dringender Nachholbedarf. Vor allem die Mittelmeerländer müssen Maßnahmen zum Schutz von Haien und Rochen daher dringend und lückenlos umsetzen. Derzeit gleicht der Schutz im Mittelmeer noch einem Flickenteppich“, kritisiert WWF-Expertin Zidowitz. Handlungsbedarf gibt es demnach insbesondere bei der Ausweitung und Verbindung von Schutzgebieten, beim Fischerei-Management und beim unkontrollierten und teils illegalen Handel mit Haifleisch.
Quelle: © WWF Deutschland 2023 www.wwf.de