
Deutsche Wissenschaftler warnen vor erheblichen kognitiven Störungen und Insulinresistenz
Wer sich fünf Tage lang nur mit ultrastark verarbeiteten kalorienreichen Lebensmitteln ernährt, riskiert Schäden des Gehirns. Davor warnen Forscher des Helmholtz Zentrums München, der Universität Tübingen und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Besonders gesundheitsschädliches Fast Food stört demnach die Auswirkungen von Insulin auf Bereiche im Hippocampus, die bei der Belohnungserkennung aktiv sind. Auch Bereiche, die an globaleren kognitiven und Gedächtnisfunktionen beteiligt sind, geraten in Mitleidenschaft.
Appetitregulierung gestört
Den Experten nach erhöht sich zudem speziell bei Männern das Leberfett. Das birgt das Risiko von lebensbedrohenden Leberentzündungen und -krebs mit sich, heißt es. Eine Insulinresistenz im Gehirn wird auch mit Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und kognitiven Dysfunktionen in Verbindung gebracht. Insulin reguliert normalerweise den Appetit und den Stoffwechsel durch Signale des Gehirns. Aber eine Resistenz in diesem Bereich kann diese Prozesse stören.

Die Forscher haben mit 29 gesunden und normalgewichtigen männlichen Teilnehmern im Alter von 19 bis 27 Jahren gearbeitet. 18 davon bekamen fünf Tage lang kalorienreiches Fast Food, die übrigen elf ernährten sich normal. Die Teilnehmer durften sich während der Studie nur eingeschränkt körperlich betätigen und nicht mehr als 4.000 Schritte pro Tag machen.
Körpergewicht bleibt gleich
Bei den Fast-Food-Essern stieg die Leberverfettung an, im Gegensatz zur Kontrollgruppe. Die Forscher nutzten Magnetresonanzspektrografie hierfür. Beim Körpergewicht gab es in beiden Gruppen keine Veränderung. Die Insulinreaktion des Gehirns ermittelten die Fachleute durch funktionelle Magnetresonanztomografie in Kombination mit intranasaler Insulinverabreichung zu Studienbeginn, unmittelbar nach dem Testessen und eine Woche nach Wiederaufnahme einer normalen Ernährung.

Gestört war das sogenannte „Reward Learning», das Lernen, das auf Belohnung basiert. Ein Kind, das seine Hausaufgaben ordentlich gemacht hat und dafür ein Eis bekommt, lernt, dass es für diese Anstrengung belohnt wird und versucht, es zu wiederholen – auch wenn die Belohnung dann ausbleiben sollte. Das Belohnungslernen beruht auf der Fähigkeit, bestimmte Verhaltensweisen mit positiven oder negativen Ergebnissen zu verknüpfen, was eine Rolle bei der Lebensmittelwahl spielt.
Störungen in diesem Bereich wurden bei Personen mit Adipositas häufig beobachtet und führen oft zu einem veränderten Essverhalten und einer erhöhten Präferenz für kalorienreiche Lebensmittel. Nach fünf kalorienreichen Tagen empfanden die Betroffenen Belohnungen als weniger motivierend. Dieser Effekt tendierte nach einer Woche Rückkehr zu einer normalen Ernährung in Richtung Ausgangswert, kehrte sich jedoch nicht vollständig um, so die Wissenschaftler abschließend.
Quelle: München/Tübingen pte001