Der gemäßigte Regen Ende November und im Dezember ließ die Natur an der spanischen Costa del Sol aufatmen. Nach einem mörderischen Sommer begann der Boden wieder Wasser zu speichern, Pflanzen spendeten Schatten, und überall eroberte das Grün seinen Platz zurück. Doch während die Natur zeigt, wie schnell sie sich erholen kann, wird sie von Menschen mit schierer Ignoranz und einer gehörigen Portion Gleichgültigkeit systematisch sabotiert.
Ein Paradebeispiel dafür liefert eine Urbanisation an der Costa del Sol. Grünflächen, Hecken, Rasen und Bäume – sie alle fallen hier regelmäßig den sogenannten „Landschaftsgärtnern“ zum Opfer. Doch der Begriff ist irreführend: Diese Personen sind weniger Landschaftspfleger, sondern vielmehr Landschaftsschänder. In stoischer Konsequenz mähen sie alles nieder – selbst dann, wenn der Rasen während der Sommerhitze längst aufgegeben hat und nur noch grau-braune Halme zeigt. Hecken und Büsche werden ebenso gnadenlos gekürzt, als gäbe es einen internen Wettbewerb, wer die Natur am besten eliminieren kann.
Warum? Angeblich, um den Beschäftigten ein Einkommen zu sichern – eine noble Absicht, die auf Kosten der Umwelt geht.
Ein besonders absurdes Beispiel sind einige der einstigen Grünflächen, die in der Urbanisation direkt an Häusergrenzen lagen. Ihr Zweck war simpel und effektiv: Regenwasser, das von den Dächern abfließt, sollte dort versickern und nicht unkontrolliert den abschüssigen Fußweg hinunterströmen. Doch diese Flächen wurden kurzerhand versiegelt – mit Beton, der für eine scheinbare „Natürlichkeit“ grün eingefärbt wurde. Die Optik täuscht nur kurz darüber hinweg, dass diese Lösung nicht nur unsinnig, sondern potenziell gefährlich ist. Der nächste Starkregen wird zeigen, wohin das Wasser tatsächlich fließt – vermutlich direkt in die Häuser und Wohnungen, die unterhalb des Weges liegen.
Selbst natürliche Regenerationsprozesse werden gnadenlos abgewürgt. Der „Nickende Sauerklee“, der nach den Regenfällen wieder auf den ehemals vertrockneten Böden der Urbanisation spross, wurde ebenfalls gnadenlos auf null niedergemäht, anstatt dem Rasen in Verbindung mit dem Klee wieder eine Zukunftsperspektive zu geben. Was bleibt, ist das altbekannte Einheitsgrau. Ob das besser aussieht? Wohl kaum. Aber die „Landschaftsschänder“ haben weiterhin Arbeit.
Auch größere Pflanzen wie Oleander bleiben nicht verschont. Statt einen fast vier Meter hohen Baum mit etwas Schieflage zu stützen oder sein Wachstum zu lenken, wird er kurzerhand abgeholzt. Die Schönheit und der Schatten, die er einst spendete, sind nun Geschichte – ein weiteres Opfer der „Alles-muss-weg“-Mentalität.
Und diese absurde Logik macht vor öffentlichen Flächen nicht Halt. Straßenränder, einst geschmückt mit Strelitzien, werden betoniert, sodass den Pflanzen nur noch winzige Restflächen bleiben. Die verbleibenden 5 % Grünfläche in diesem speziellen Fall sind nichts weiter als ein Feigenblatt – das übrigens beim nächsten Starkregen ebenfalls nichts mehr aufhält. Besonders „innovativ“ ist der neueste Trend, öffentliche Grünflächen mit Kunstrasen zu überziehen. Man könnte meinen, der grüne Beton und der Plastikrasen seien der Versuch, die Natur zu überlisten. Doch wer einmal auf einer solchen Fläche bei 45 Grad stand, weiß: Der Gewinner ist die Hitze.
Die Zerstörung von Grünflächen ist mehr als nur ein optisches Problem. Versiegelte Böden fördern Hitze und Trockenheit und verschärfen die Folgen von Starkregen. Stattdessen bräuchten wir nachhaltige Lösungen, die das Wasser im Boden halten, Pflanzen schützen und die Natur unterstützen.
Doch was tun die Verantwortlichen? Sie lassen betonieren, schneiden und versiegeln – gnadenlos. Die Natur zeigt uns, wie einfach Regeneration funktionieren kann, doch man scheint weiterhin entschlossen, diese Lektion im Kleinen wie im Großen zu ignorieren.
Vielleicht sollten wir die Verantwortlichen daran erinnern, dass es nicht die Natur ist, die uns braucht – sondern wir sie.