Im Jahr 2021 sind insgesamt 13,1 Millionen Menschen, das heißt 27,8 % der spanischen Bevölkerung, von Armut und/oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Rund 4,8 Millionen, also 10,3 % der Menschen, leben in schwerer Armut. 3,9 Millionen Menschen, das sind 8,3 % der spanischen Bevölkerung, in schwerer materieller und sozialer Not.*1

Also 46,4% der spanischen Bevölkerung hatten 2021 ein finanzielles Problem. Die Armutslücke nimmt zu. Seit 2018 werden arme Menschen immer ärmer. Im Jahr 2021 ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Spanien im Vergleich zum Vorjahr um 23 Euro gesunken.

Laut Daten vom Dezember 2022 der NGO „Save the Children“ ist die Zahl der von Armut betroffenen Kinder im Vergleich zum Dezember 2021 um 300.000 auf 3,6 Millionen gestiegen. Das ist jedes dritte Kind in Spanien.

Im Jahr 2021 ist das Einkommen der reichsten 20 % der spanischen Bevölkerung 6,2-mal höher als das der ärmsten 20 %, was einer Steigerung von 0,4 Punkten gegenüber dem Vorjahr entspricht und die Auswirkungen der Pandemie auf die Ungleichheit belegt. *1

Offizielle Zahlen der spanischen Regierung für das Jahr 2022 liegen der Zeit noch nicht vor, aber auch ohne magische und hellseherische Fähigkeiten kann man sich gewiss sein, dass diese Zahlen, sodann sie dann vorliegen, eher negativ ausfallen werden für mindestens 46,4% der spanischen Bevölkerung, was ihre Armut betrifft.

Hier schonmal ein kleiner Vorgeschmack auf die möglichen offiziellen Zahlen und Informationen der spanischen Regierung für 2022: Laut des Thinktanks „Funcas“ werden die Spanier zwischen 2022 und 2023 rund 42 Milliarden Euro an Kaufkraft wegen der Inflation verlieren. Durch den deutlichen Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise im Jahr 2022 sind Milliardäre noch reicher geworden. „Während Millionen Menschen nicht wissen, wie sie Lebensmittel und Energie bezahlen sollen, bringen die Krisen unserer Zeit gigantische Vermögenszuwächse für Milliardäre“ Wie aus dem Bericht der kapitalismuskritischen Organisation zur WEF-Jahrestagung in Davos hervorgeht, haben 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne weltweit ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Sie erzielten demnach 306 Milliarden US-Dollar an Zufallsgewinnen und schütteten 257 Milliarden US-Dollar (84 Prozent) davon an Aktionäre aus. Oxfam definiert hier Gewinne als Zufallsgewinne, wenn sie den Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 um zehn Prozent oder mehr übersteigen.

Die spanische Regierung wirkt der potenziellen Armut ihrer Bevölkerung mit bahnbrechenden Maßnahmen entgegen, z. B. mit dieser: Vor dem Jahreswechsel 2022/23 hat Ministerpräsident Pedro Sánchez und seine Partei per Dekret beschlossen, dass die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, für die nächsten sechs Monate von vier auf null Prozent gesenkt wird. Die Maßnahme betrifft Milchprodukte, Getreide, Eier, Obst und Gemüse. Ausgeschlossen sind Fleisch und Fisch. Für Öl und Nudeln wurde die Steuer von zehn auf fünf Prozent gesenkt. Wie die Regierung kontrolliert, dass die Steuersenkung an die Verbraucher weitergegeben wird, ist bis heute unklar.

Es kommt aber noch besser, für 2023 hat die allwissende EU-Kommission für Spanien vier Prozent Wachstum prophezeit – der vierthöchste Wert in der EU. Juhuuu! Mit dieser Prophezeiung und subventionierten Grundnahrungsmitteln sind die Probleme zur Armutsbekämpfung in Spanien vom Tisch und gelöst?!

Der Glaube versetzt bekanntlich Berge und allen Armen reicht es dann hoffentlich endgültig.

Quelle: *1- 12º Informe 2022 | EAPN-ES, El estado de la Pobreza https://www.eapn.es/estadodepobreza/descargas.php