Lebensmittelfälschungen sind ein florierender Geschäftszweig des organisierten Verbrechens. Die Gewinne übersteigen die des Drogenhandels mit Kokain und Extasy um ein Vielfaches und das bei weit geringerem Risiko, erwischt zu werden. Die Täter tragen keine Jeanshosen und T-Shirts; sie tragen Laborbekleidung. Das hat zur Folge, dass über 90 % der Lebensmittelfälschungen nur durch spezialisierte Laboruntersuchungen erkannt werden. Pangasius statt Seezunge, Cashews statt Pinienkernen, normale Lebensmittel in Bioverpackung.
Olivenöl steht seit Jahren auf Platz Nummer 1 der am meisten gefälschten Lebensmittel.
Olivenöl ist ein Milliardenmarkt, in dem mit Fälschungen Millionen verdient werden. Herkunftsangaben, Pressungsverfahren, Olivenölsorten – es gibt viele Manipulationsmöglichkeiten. Etwa drei Millionen Tonnen Olivenöl werden zur Zeit weltweit erzeugt, Tendenz steigend. Rund 80 Prozent des Öls stammt aus der EU. Fast die Hälfte dieses Geschäfts wird über Italien abgewickelt. Nur ein verschwindend geringer Teil ist von wertvoller Qualität. Die meisten Olivenöle gehören der Kategorie „Lampant“ (Lampenöl) an und müssen lt. Gesetz industriell gereinigt (raffiniert) werden, kommen dann aber als einfaches „Olivenöl“ in den Handel. Trotzdem werden sie auf illegalem Weg „verbessert“ und als „Extra Vergine“ dem Verbraucher angeboten. Ein fragwürdiges Milliardengeschäft:
Je höher der zu erwartende Gewinn, desto mehr ist das natürlich ein Aufruf an die Lebensmittelfälscher. Kobe-Rind hat ein fantastisches Fälschungspotential, denn die meisten Verbraucher wissen nicht, wie Kobe-Rind eigentlich schmeckt. Auch beliebt bei der Fälscher-Mafia ist neuseeländischer Manukka-Honig, der eine sagenumwobene Wirkung haben soll. Hier ist es fast so, wie beim Kobe-Rind: die meisten Verbraucher haben keine Ahnung, wie das Original schmeckt.
Die europäische Kommission wurde von einem Whistleblower über Manipulation in der Thunfischbranche informiert. Daraufhin hat sich die europäische Kommission die Angelegenheit näher angeschaut (Operation-OPSON) und festgestellt, dass sich diese Manipulation allein im europäischen Markt in der Größenordnung von 200 bis 230 Millionen illegal erzielter Gewinne bewegt. Alter und bereits grauer Thunfisch wird rot eingefärbt, um dem Thunfisch dauerhaft eine stabile rote Farbe zu geben. Durch den Alterungsprozess entsteht aber gesundheitsgefährdendes Histamin. Das „Thunfisch-Tuning“ macht aus billigem Bonito, der sonst in der Dose landet, teuren Gelbflossenthunfisch. Gewinn pro Kilo: 10 Euro. Zwei Wochen lang schwärmten Ermittler und Lebensmittelkontrolleure in elf europäischen Staaten aus. In Deutschland nahmen sie 215 Proben, in 15 Fällen deckten sie Farbmanipulationen auf. Europaweit beschlagnahmten die Fahnder mehr als 50.000 Kilo gefälschten Fisch.
Die schwerwiegendsten Fälle sind in anderen Staaten entdeckt worden, unter anderem in Spanien, wo es dann auch zu strafrechtlichen Konsequenzen, bis hin zu Verhaftungen, kam. Diese Aktion wurde auch in Spanien medial stark begleitet, da es bereits vor der OPSON-Operation zu Histamin-Vergiftungen gekommen war.
Mehrere hundert Spanier mussten im Krankenhaus behandelt werden, weil sie alten und gefärbten Thunfisch verzehrt hatten. Dies ist nur ein Beispiel für eine Gesundheitsgefährdung durch Lebensmittelfälschung.
Das Bio-Geschäft: In Spanien wird sehr stark beobachtet, dass aus ehemals konventionellen Lieferanten in einem atemberaubenden Tempo Biobetriebe werden. Man gar nicht so schnell gucken, wie da Biobetriebe aus dem Boden sprießen. Um „Bio“ ordentlich herzustellen, braucht man eine Umstellungszeit von zwei, drei oder manchmal auch vier Jahren.
Schnelle Umstellung für den Massen-Biomarkt. Seit Discounter und Supermärkte Bio-Produkte entdeckt haben, wird noch mehr Nachschub gebraucht. Die Preisdifferenz zwischen konventionell und bio macht die Branche zu einem begehrten Ziel von Fälscherbanden. Experten können sich bei vielen Produkten nicht erklären, woher diese stammen.
Zur Zeit läuft eine neue OPSON-Operation in ganz Europa.