Wenn die Temperaturen steigen, kommt in spanischen Küchen nicht nur mehr Leichtigkeit auf den Tisch – sondern auch mehr Vielfalt. Gerade bei sommerlicher Hitze ist leichte, frische Kost empfehlenswert: Sie belastet den Körper weniger und bringt trotzdem vollen Geschmack.

Neben Klassikern wie Gazpacho oder Paella überrascht die moderne Sommerküche mit kreativen Kombinationen: Sie verbindet regionale Produkte mit internationalen Einflüssen, bleibt dabei aber stets ihrer Herkunft verpflichtet. Ob Conchas finas aus Andalusien, Wolfsbarschfilet, Maki mit iberischem Twist oder mediterrane Wraps mit orientalischem Akzent – Spaniens kulinarische Vielfalt zeigt sich gerade dann, wenn Hitze und Appetit sich nach Frische, Raffinesse und Genuss sehnen.

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In diesem Artikel haben wir einige ausgewählte Sommergerichte samt passender Weinempfehlung für Sie zusammengestellt – ideal zum Nachkochen zu Hause oder als Inspiration für den nächsten Restaurantbesuch.

 

Zamburiñas a la plancha – Jakobsmuscheln galicischer Art

Sie sehen aus wie kleine Jakobsmuscheln – und genau das sind sie auch: Zamburiñas sind die zarteren, aromatischeren Verwandten der großen vieiras. In Galicien gelten sie seit jeher als Delikatesse, die vor allem im Sommer auf keiner Speisekarte an der Küste fehlen darf. Kurz auf der plancha (Grillplatte) mit bestem Olivenöl, fein gehacktem Knoblauch und frischer Petersilie gebraten, entfalten sie ihr intensives Meeresaroma – leicht, edel und voller Charakter. Serviert mit Blattsalat etwas frischem Brot und einem Spritzer Zitrone sind sie die perfekte Vorspeise an heißen Tagen.

Kulinarischer Hinweis: Je nach Region werden Zamburiñas auch als „vieiras pequeñas“ angeboten – Kenner wissen, dass sich hinter beiden Namen der gleiche feine Genuss verbirgt.

Weinempfehlung: Ein kühler Godello oder ein junger Albariño aus dem Nordwesten Spaniens bringt die feinen Aromen optimal zur Geltung und sorgt für ein frisches, harmonisches Zusammenspiel.

 

Conchas finas – Die feinen Venusmuscheln, roh oder im Pil Pil

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Diese glänzenden Venusmuscheln, auch „Callista chione“ genannt, sind eine Delikatesse aus den Gewässern rund um Málaga. In den warmen Monaten schätzen viele Spanier Meeresfrüchte – frisch, leicht und voller Meeresaroma. Conchas finas gehören zur Crème de la Crème der Muschelauswahl und werden besonders an der andalusischen Küste geschätzt. Roh serviert, mit einem Hauch frischer Zitrone, zeigen sie ihre jodige, leicht süßliche Aromatik – ein Erlebnis für den puristischen Gaumen. Wer es etwas wärmer mag, kann sie auch „Pil Pil“ genießen: Dabei werden sie in bestem Olivenöl sanft gegart, mit fein geschnittenem Knoblauch und einem Hauch Chili. Die Muscheln öffnen sich zart, nehmen die Würze auf und verströmen ein Aroma, das Meer und Würze auf den Punkt bringt.

Weinempfehlung: Ein frischer Verdejo oder ein junger Albariño unterstreicht die Meeresnoten und bleibt dabei schön leicht.

 

Ceviche de Corvina – Frische aus dem Meer

Ein Gericht, das sich ideal für heiße Sommertage eignet: Corvina – ein weißer, fester Fisch – wird in dünne Scheiben oder Würfel geschnitten und in frisch gepresstem Limetten- oder Zitronensaft für 15 Minuten mariniert. Die Säure „gart“ den Fisch, der dabei leicht milchig wird und seine Struktur verändert. Rote Zwiebeln, frischer Chili, Koriander und oft auch kleine Stückchen Mango oder Orange sorgen für Frische, Würze und Farbe. Dieses Ceviche bringt südamerikanische Leichtigkeit in die spanische Küche – besonders beliebt in urbanen Tapas-Bars.

Weinempfehlung: Ein aromatischer Godello oder ein Albariño aus Galicien bringt Frische und Finesse – ideal zum Ceviche.

 

Tartar de atún – Mediterrane Frische mit japanischem Akzent

Ein gutes Tartar de atún ist die perfekte Sommerküche: roh, leicht, elegant – und voller Geschmack. In der spanischen Variante trifft frischer, hochwertiger Thunfisch auf mediterrane Zutaten wie Olivenöl extra vergine, Limettensaft, rote Zwiebeln und feine Würfel von Avocado oder Tomate (entkernt, damit nichts aufweicht). Oft verfeinert mit Sojasauce, Sesam oder einem Hauch Ingwer, erinnert das Gericht an die japanische Küche – bleibt aber durch die verwendeten regionalen Produkte eindeutig spanisch. Besonders beliebt ist das Tartar als Vorspeise an der Küste oder als leichtes Abendgericht mit etwas geröstetem Brot oder Cracker.

Weinempfehlung: Ein frischer Albariño aus Galicien oder ein junger Verdejo aus Rueda passt hervorragend zur leichten Säure und den feinen Aromen des Thunfisch-Tatars.

 

Piquillos gefüllt mit Thunfisch

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Diese süßen, tiefroten Paprikaschoten aus Navarra sind eine Delikatesse für sich. Gefüllt werden sie mit einer Mischung aus gut abgetropftem Thunfisch, fein gehackten Zwiebeln und einem Klecks Mayonnaise, die alles zu einer cremigen Füllung verbindet. Manche verfeinern die Masse noch mit gehacktem Ei oder Kapern. Die Piquillos werden kalt serviert, gerne mit einem Spritzer Olivenöl beträufelt – ein Paradebeispiel für die Balance aus einfacher Zubereitung und vollmundigem Geschmack. Als Vorspeise oder Teil einer sommerlichen Tapas-Auswahl sind sie kaum zu übertreffen.

Weinempfehlung: Ein fruchtiger Rosado aus Navarra bringt Farbe ins Spiel und ergänzt die Aromen perfekt.

 

Wolfsbarschfilet mit Kräutern

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Ein Klassiker der südlichen Küstenküche ist etwa Filete de lubina a la plancha con aliño de hierbas y limón – gegrilltes Wolfsbarschfilet mit Kräutern und Zitronenöl. Die Haut wird knusprig angebraten, das Fleisch bleibt zart. Dazu serviert man gedämpftes Gemüse mit einem Spritzer Olivenöl. Leicht, gesund und voller Mittelmeeraromen.

Weinempfehlung: Ein trockener Fino-Sherry aus Jerez betont die Meeresaromen des Fischs.

 

Pollo al Chilindrón – Herzhaft mit Frischekick

Hähnchen, langsam geschmort in einer Sauce aus sonnengereiften Tomaten, roter Paprika, Knoblauch, Zwiebeln und manchmal auch Serrano-Schinken – das klingt vielleicht deftig, ist aber ein erstaunlich leichter Hauptgang. Serviert wird es oft mit Weißbrot, das die Sauce perfekt aufnimmt.

Weinempfehlung: Dazu passt hervorragend ein gekühlter junger Rioja oder ein kräftiger Rosado.

 

Ensalada templada mit Ziegenkäse und Früchten

Ein warmer Salat, der den Kontrast liebt: Auf frischen Salatblättern landen Pfirsichspalten, Erdbeeren, Kirschen oder Feigen, geröstete Nüsse und warm gratinierter Ziegenkäse. Das Dressing aus Honig, Sherryessig und Olivenöl rundet alles mit süßer Tiefe und sanfter Säure ab. Das Spiel mit Temperaturen und Aromen macht diesen Salat zum Star jedes Sommermenüs.

Weinempfehlung: Ein junger Viognier oder ein trockener Rosado hebt sowohl Süße als auch Säure hervor.

 

Wraps – Mexikanische Basis, spanischer Sommer

Weizentortillas werden hier zur Spielwiese für spanische Zutaten: Manchego, Chorizo, gegrillte Paprika, Hähnchen mit Pimentón oder Thunfisch mit Avocado. Besonders beliebt sind vegetarische Varianten mit Zucchini, Rucola, Tomaten, Ziegenkäse und Nüssen. Die Wraps lassen sich gut vorbereiten und mitnehmen – ideal für Strandtage oder Picknicks im Schatten.

Weinempfehlung: Ein frischer Sauvignon Blanc oder ein Rosado bringt Leichtigkeit und Struktur mit.

 

Spanische Makis – Fusion der anderen Art

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Makis mit spanischem Touch: Statt Lachs oder Thunfisch kommen zum Beispiel marinierter Tintenfisch, Piquillo-Paprika, Avocados, paniertes Hähnchenfilet  oder iberischer Schinken zum Einsatz. Als Dip dient nicht nur Sojasauce, sondern auch Aioli oder eine leichte Paprikacreme. Eine Fusion, die überrascht – und überzeugt.

Weinempfehlung: Ein kühler Cava brut ergänzt das Spiel der Aromen und die Konsistenz hervorragend.

 

Falafel con toque ibérico – Orientalischer Snack, mediterran interpretiert

Falafel aus Kichererbsen, fein gewürzt mit Knoblauch, Petersilie, Kreuzkümmel und Paprika, erhalten in der spanischen Variante eine frische Note durch Minze oder Pimentón de la Vera. Sie werden oft mit Salat oder gegrilltem Gemüse, Halloumi, etwas Aioli, Hummus und Pita serviert. Diese Kombination aus knusprigem Biss, cremiger Würze und frischem Grün macht die Falafel-Variante zu einem leichten, sättigenden Sommergericht – vegetarisch, aber alles andere als langweilig.

Weinempfehlung: Ein frischer, fruchtiger Weißwein wie ein Macabeo oder ein leicht gekühlter Tempranillo-Rosado passt wunderbar.

 

Hummus auf Spanisch – Mehr als nur Kichererbse

Natürlich bleibt die Kichererbse die Hauptzutat im traditionellen Hummus. Doch in Spanien erfreuen sich auch moderne Variationen dieses Klassikers immer größerer Beliebtheit. Neben der klassischen Variante gibt es mittlerweile Hummus aus Roter Bete, der durch seine süße, erdige Note und die auffällige rote Farbe zu einem echten Hingucker auf jeder Sommerparty wird. Eine weitere kreative Variante ist Hummus mit gerösteter Karotte – süß, nussig, farbenfroh. Nicht zu vergessen ist der Hummus mit geröstetem Paprika, der dem Gericht eine leicht rauchige und würzige Note verleiht.

Serviervorschlag: Mit frischem Brot, geröstetem Pitabrot oder Gemüse-Sticks wie Karotten und Sellerie – ideal zum Aperitif oder als Snack.

Weinempfehlung: Ein frischer Verdejo aus der Region Rueda harmoniert wunderbar mit der cremigen Textur und den erdigen Aromen der Hummus-Variationen.

Gourmet-Tipp: Wer es raffinierter mag, serviert dazu ein gut gekühltes Glas Manzanilla-Sherry – seine salzige, leicht nussige Note bringt besonders Rote-Bete- und Paprika-Hummus spannend zur Geltung.

 

Rezept zum Abschluss: Wraps de verano – vielseitig, leicht, spanisch inspiriert

Zutaten für 2 große Wraps:

2 große Weizentortillas, 150 g gebratene Hähnchenbrust, in Streifen, 80 g Ziegenkäse oder Frischkäse, in Stückchen oder Scheiben, 1 reife Avocado, in Scheiben, 1 kleine rote Paprika, in feine Streifen, 1–2 Tomaten, entkernt und gewürfelt (das Fruchtfleisch unbedingt entfernen, damit die Wraps nicht durchweichen), 1 kleine rote Zwiebel, in feine Ringe, einige Blätter Salat (z. B. Rucola, Romana oder Feldsalat), Salz, Pfeffer nach Geschmack

Basis-Dressing:

3 EL Naturjoghurt, 1 TL Zitronensaft, 1 TL Olivenöl extra vergine, eine kleine Prise Knoblauch (frisch gerieben oder als Pulver), Salz, Pfeffer → Alles gut verrühren und abschmecken.

Gourmet-Tipp – Aromatisches Joghurt-Minz-Dressing mit Chili und Honig:

3 EL Naturjoghurt, 1 TL Honig, 1 TL Zitronensaft, 1 TL Olivenöl extra vergine, 1 Prise Chili (frisch gehackt oder getrocknet), 3–4 fein gehackte frische Minzblätter,

Salz, Pfeffer → Alle Zutaten gründlich vermischen. Die Minze bringt Frische, der Honig mildert die Schärfe und rundet das Ganze elegant ab.

Zubereitung:

Alle Zutaten auf den Tortillas verteilen. Mit dem Dressing Ihrer Wahl beträufeln und würzen. Wraps fest einrollen, bei Bedarf schräg halbieren.

Weinempfehlung:

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Ein gut gekühlter Verdejo aus Rueda oder ein frischer Rosado aus Navarra begleitet die Wraps mit Fruchtigkeit und Eleganz – ideal für warme Sommerabende.

Tipp:

Wraps sind wahre Alleskönner. Wer sie in kleine Stücke schneidet, hat das perfekte Fingerfood für Gartenpartys oder Picknicks. Der Inhalt? Ganz flexibel – einfach kreativ sein!

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Die moderne spanische Sommerküche zeigt, dass es keinen Widerspruch zwischen Tradition und Experiment gibt. Im Gegenteil: Gerade die Verbindung aus lokalen Produkten, historischen Wurzeln und weltoffener Fantasie bringt Gerichte hervor, die leicht sind – aber alles andere als langweilig. Ob Zamburiñas a la plancha als Einstieg, spanische Maki als kreativer Fingerfood, mediterrane Wraps mit Falafel – der spanische Sommer schmeckt nach mehr als nur Sonne.

Buen provecho – guten Appetit

Text – Cesar Certier – Spanien aktuell ©