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Am Ende spielen laut neuen Erhebungen auch Reaktionen der anderen Nutzer keine Rolle mehr

Social-Media-Nutzer, die einst neue Freunde finden und eine Online-Identität gestalten wollten, verändern mit der Zeit ihr Verhalten merklich. Likes, Shares, Posts und Retweets werden zur Gewohnheit. Bewusste Entscheidungen verwandeln sich zu automatischen, fast impulsiven Handlungen, zeigt eine Studie des USC Dornsife College of Letters, Arts and Sciences. Trotz immer wieder geäußerter Bedenken über negative Auswirkungen auf die Psyche und das allgemeine Wohlbefinden, nutzen 70 Prozent der US-Amerikaner laut Pew Research ihre Apps täglich, manche sogar stündlich.

Drei Studien durchgeführt

Die Psychologen Wendy Wood und Ian Anderson haben drei aufeinanderfolgende Studien durchgeführt und sich dabei auf das Posting-Verhalten auf Instagram und Facebook konzentriert. Es haben sich Hinweise gemehrt, dass User beim Posten ein Verhalten entwickeln, dass darauf basiert, wie häufig sie die beiden Apps nutzen. Das Posten mit einem bestimmten Ziel im Kopf weicht oft einem automatischen Posten ohne viel Nachdenken, heißt es. Dieses Verhalten könne zu einem nie endenden Drang führen, Inhalte auf diesen beiden Plattformen zu teilen.

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Die Studie zeigt auch, dass Likes, Kommentare und Teilen weniger Einfluss auf häufige und gewohnheitsmäßige User haben als auf seltenere Nutzer und Neueinsteiger. Die beiden Forscher haben eine weitere Studie durchgeführt, um diese Theorien zu überprüfen. Dafür haben sie mehr als 1.900 Facebook-Postings analysiert – mit dem Ergebnis: Positive Reaktionen haben auch hier bei weniger engagierten Nutzern die größeren Auswirkungen. Relevant sei jedoch auch, mit welchen Örtlichkeiten oder Tageszeiten die Apps in Verbindung gebracht werden.

Unternehmen müssen reagieren

Besteht laut den Wissenschaftlern einmal eine Gewohnheit, reagieren die User bei einer Wiederholung rasch und automatisch. Bei sehr intensiven Usern spielen die Reaktionen der Umwelt wie Likes am Ende keine Rolle mehr. Das kann laut Anderson negative Auswirkungen haben, da so die Ausbreitung von Falschinformationen beginnt. Motivierende Interventionsstrategien würden sich dabei auf die verschiedenen Arten von Usern nicht gleich auswirken und könnten bei gewohnheitsmäßigen Usern eher nichts bringen, heißt es.

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Sollte es den Betreibern mit der Eindämmung von Falschinformationen, Hassrede und der psychischen Gesundheit von Heranwachsenden wirklich ernst sein, dann müssten sie auch die grundlegende Struktur ihrer Plattformen dahingehend ändern, dass sich das auf gewohnheitsmäßige User auswirkt, so die Forderung. Wollen Facebook and Instagram das Userverhalten in eine andere Richtung lenken, dann müssen sich die Strukturen, dahingehend ändern, dass die User sorgfältigere Inhalte posten. Das sei bisher nicht ausreichend der Fall gewesen, um die schlechten Angewohnheiten häufiger User zu verändern.

Quelle: Los Angeles pte020  https://dornsife.usc.edu/  https://www.pewresearch.org/