2 Kriegsschiffe in britischen Gewässern im Mai sorgten für Aufregung. Droht Krieg nach dem Brexit mit der EU, ja könnte man so sagen, denn es geht um Jakobsmuscheln, Wellhornschnecken sowie Fisch. Dafür sind mal kurz diese 2 britischen Kriegsschiffe ausgerückt „HMS Severn» und „HMS Tamar», um britische Muscheln, Schnecken und Fische, vor EU-Fischern aus Frankreich zu schützen, klingt unglaublich ist aber wahr.

Im Gegenzug für die Kriegsschiffe die zum Schutz der neu entstanden Hoheitsrechte nach dem Brexit der Briten ausrückten um Fisch, Muscheln und Schnecken zu schützen, drohte der französische Europa-Staatssekretär Clément Beaune, London mit Vergeltungsmaßnahmen z. B. bei Finanzdienstleistungen, klingt auch unglaublich ist aber auch wahr.

Hintergrund ist ein Streit um Fischereilizenzen im Ärmelkanal, der wegen des Brexits erneut hochgekocht ist. Jersey ist als sogenannter Kronbesitz nicht Teil des Vereinigten Königreichs, ist aber für die Außen- und Sicherheitspolitik der Kanalinsel etwa 25 Kilometer vor der französischen Küste verantwortlich.

Anfang Mai drohte die für Meerespolitik zuständige französische Ministerin Annick Girardin Jersey den Strom abzudrehen sollten Frankreichs Fischer keinen uneingeschränkten Zugang zu den Fanggründen erhalten: „Ich erinnere an die Stromversorgung von Jersey durch Unterseekabel.» „Frankreich würde es sehr bedauern, müsste es wirklich so weit kommen das wir die Stromkabel kappen, aber wir tun es, wenn es sein muss».  Die  kleine Insel mit 108 000 Einwohnern importiert 95 Prozent seines Stroms aus Frankreich. Hört sich ein wenig wie eine billige Komödie aus dem TV an, ist es aber nicht.

Worum geht es bei dem Streit eigentlich genau? Anlass für die Eskalation ist die schleppende Vergabe britischer Fischlizenzen in den Gewässern um Jersey, ob und wie viel ausländische Fischer nach dem Brexit in britischen Gewässern fangen dürfen.

Bereits in den Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt der Briten mit der EU war dies die am heftigsten umstrittene Frage, die eine Einigung zeitweise fast unmöglich zu machen schien. Insbesondere für die nur durch den Ärmelkanal von den Briten getrennten, benachbarten Franzosen sind die Regelungen entscheidend. Erst am Heiligen Abend 2020 gelang schließlich eine Einigung auf den gemeinsamen Pakt.

Das neue Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien ist seit dem 1. Mai 2021 in Kraft, schon gibt es Ärger. Die Kommission in Brüssel wirft London vor, die Vereinbarungen nicht einzuhalten. So habe die britische Regierung Fischern aus der EU Lizenzen zum Fang in britischen Gewässern nur unter Auflagen am 30. April 2021 erteilt. London argumentiert, dass es um den Schutz von Beständen gehe. Das sei prinzipiell in Ordnung, heißt es aus Brüssel, dürfe aber nicht so kurzfristig angekündigt werden, und es steht die Frage im Raum, ob EU-Fischer diskriminiert wurden.

Der Brexit-Vertrag sieht eine Übergangsphase von fünfeinhalb Jahren vor, in der EU-Fischer in britischen Gewässern 25 Prozent weniger fischen dürfen als vor dem britischen EU-Austritt. Damit sei sichergestellt, dass der Fisch vor der Küste wieder britischer Fisch sei, verkündete die Regierung in London stolz. Unter den englischen vor allem aber den schottischen professionellen Petrijüngern macht sich allerdings Frust breit. Seit Großbritannien wieder ein „selbständiger Küstenstaat» ist, laufen die Geschäfte eher schlecht.

Die britischen Fischereiunternehmer exportieren ihre Ware zu einem beträchtlichen Teil in die EU, doch hier hakt es jetzt: Großbritannien ist ohne Mitgliedschaft in Binnenmarkt und Zollunion ein Drittstaat, Zölle und Gesundheitszertifikate erschweren den Handel mit Waren, die frisch sein müssen. Die Just-in-time-Lieferketten vor allem der schottischen Fischhändler sind damit völlig durcheinandergeraten. Viele Seeleute fürchten nun um ihre Jobs. Das Nationalgericht Fish and Chips (frittierter Fisch im Backteig mit Pommes Frites) könnte für die Briten bald teurer werden.

Seit dem EU-Austritt Großbritanniens Anfang dieses Jahres muss das Land bilaterale Abkommen aushandeln. Ein Problem ist, dass die um die britische Küste gefangenen Fische im Vereinigten Königreich größtenteils nicht auf der Speisekarte stehen, sondern in die EU exportiert werden. Gleichzeitig hat London durch den EU-Austritt auch gemeinsame Abkommen über den Zugang zu Gewässern Norwegens, Grönlands, Islands und der Färöer-Inseln verlassen, wo ein Großteil der für Fish and Chips verwendeten Arten wie Kabeljau und Schellfisch gefangen werden.

Ja, ist schon irgendwie dumm gelaufen, wenn die Briten den Fisch für Ihr Nationalgericht nicht mehr fangen können, wo und wie sie wollen, und Fisch, den Sie fangen, nicht selber essen „Schlips sei Dank.“