Bisphenol A (BPA) eine Chemikalie, die unser Hormonsystem beeinflussen u. uns offensichtlich krank macht! BPA war eine der ersten synthetischen Substanzen, von der bekannt wurde, dass sie das natürliche weibliche Sexualhormon Östrogen in der Wirkung nachahmen kann. Die britischen Biochemiker Edward Charles Dodds u. Wilfrid Lawson suchten 1936 nach Chemikalien, die in der Lage waren, in der medizinischen Therapie das natürliche Östrogen zu ersetzen. Dieses weibliche Hormon war extrem teuer, da es bis dahin aufwändig aus dem Urin schwangerer Stuten aufbereitet werden musste. Trotzdem machte BPA keine Karriere in der Pharmazie, da die gleichen Forscher bald darauf sehr viel potentere synthetische Östrogene identifizierten, zu denen vor allem Diethylstilbestrol (DES) gehörte, das in den nächsten Jahrzehnten als Arzneimittel ge- u. missbraucht wurde. Als Arzneimittel nicht zu gebrauchen, machte BPA eine alternative Karriere als Industriechemikalie. Heute ist BPA die meistproduzierte Chemikalie der Welt u. in vielen Produkten des täglichen Gebrauchs zu finden wie in Autoarmaturen, Zahnfüllungen, Spritzen, Bodenbeschichtungen, Textilien, CDs, Smartphones, Plastikspielzeug, Kosmetika, Plastikflaschen, Lebensmittelverpackungen, Konservendosen…..
Die Menschen in industrialisierten Staaten sind mittlerweile zu über 90 Prozent chronisch mit BPA belastet. In den Körper gelangt es sowohl über die Nahrung als auch über die Haut. Es kann sogar mit dem Hausstaub über die Atmung in unseren Körper gelangen. BPA ist fettlöslich u. löst sich vor allem durch Wärme aus dem Kunststoff. Das heißt, fetthaltige Lebensmittel sollte man nicht in Plastikgeschirr aufbewahren u. auch nicht darin erwärmen. BPA verursacht im Tierversuch Auswirkungen auf Nervensystem, Prostata u. Harnröhre sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen u. Diabetes, in höherer Dosierung wurden verspätete Geschlechtsreife oder gar Sterilität beobachtet. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) legt 2006 einen tolerierbaren täglichen Aufnahmewert (TDI) von 5 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag fest. Zu dieser Zeit waren nur begrenzte Daten über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von BPA verfügbar, daher basierte die Festlegung von 2006 mehrheitlich auf Studien an Tieren. Seitdem haben jedoch immer mehr wissenschaftliche Studien auch am Menschen besorgniserregende Ergebnisse über die schädlichen Auswirkungen von BPA auf unsere Gesundheit aufgedeckt wie zum Beispiel.
Hormonelle Störungen: Es kann die Produktion von Hormonen wie Östrogen u. Testosteron beeinträchtigen, was zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen kann, darunter Unfruchtbarkeit, Menstruationsstörungen u. hormonabhängige Krebserkrankungen.
Auswirkungen auf Kinder: Kinder sind besonders gefährdet, denn auf ihr weniges Körpergewicht gerechnet, lastet das aufgenommene BPA besonders schwer.
Auswirkungen auf Schwangere u. Ungeborene: Die Plazenta „filtert“ eigentlich Gifte, die in den Organismus der Frau gelangen, doch BPA kann diese nachweislich überwinden u. sich so auf das ungeborene Kind übertragen. Studien haben gezeigt, dass BPA das Risiko von Entwicklungsstörungen, Verhaltensproblemen u. Allergien bei Kindern erhöht.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Neue Erkenntnisse legen nahe, dass BPA auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Es kann zu einer Verengung der Blutgefäße führen u. den Blutdruck erhöhen, was das Risiko von Schlaganfällen u. Herzinfarkten steigert.
Die EFSA warnt: Wir nehmen alle deutlich zu viel BPA durch Lebensmittel auf. Wer Lebensmittel frei von Pestiziden u. anderen Giften zu sich nehmen möchte, muss heutzutage ganz genau hinsehen. Denn Tests zu BPA in Lebensmitteln haben gezeigt: Auch in angeblich „BPA-freien” Konserven, befindet sich BPA. Der Toleranzwert wird durchschnittlich allein beim Verzehr einer halben Dose Tomaten pro Woche um das 28-fache überschritten.
Am 19. April 2023 hat die EFSA ein wissenschaftliches Gutachten zur Neubewertung der Risiken für die öffentliche Gesundheit im Zusammenhang mit dem Vorhandensein von BPA in Lebensmitteln veröffentlicht. Es wurde eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge TDI von 0,2 Nanogramm festgelegt. Das bedeutet eine Absenkung des bisherigen temporären TDIs von 4 Mikrogramm aus dem Jahr 2015 um den Faktor 20.000. Wichtig zu wissen ist, dass der TDI von 0,2 Nanogramm noch kein gesetzlich festgelegter Grenzwert ist.
Wird der Grenzwert für BPA aus Lebensmittelkontaktmaterialien nach der Neubewertung der EFSA in der EU geändert? Die EFSA trifft keine politischen Entscheidungen, sondern bewertet den Stand des Wissens -genauso wie das Bundesinstitut für Risikobewertung. Die Entscheidung über regulatorische Maßnahmen liegt bei der EU-Kommission u. den Mitgliedstaaten. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA u. das Bundesinstitut für Risikobewertung lehnen den neuen TDI mit Verweis auf wissenschaftliche u. methodische Unstimmigkeiten ab. Es wird weitere Diskussionen geben, wie die Ergebnisse des EFSA-Gutachtens gesetzgeberisch in einer praktikablen u. nachhaltigen Weise umgesetzt werden können.
Kommentar: Kai Ertel für Spanien aktuell ©